Wegen dieser Kübel fürchtet Politiker illegale Entsorgung
Die Stadt Zürich bekommt neue Container für Recycling. Ein GLP-Gemeinderat beklagt sich über das Design – nicht nur aus ästhetischen Gründen.

Das Wichtigste in Kürze
- Rund 1000 Behälter an den Überflur-Wertstoff-Sammelstellen ersetzt die Stadt Zürich.
- «Sie sehen aus wie eine riesige graue Wand», sagt GLP-Gemeinderat Sven Sobernheim.
- Das Design der Kübel war der Stadt aber nicht egal.
Selbst bei der Entsorgung legt Sven Sobernheim Wert auf Stil. «WTF Stadt Zürich?!? Warum interessiert euch Design nicht mehr ...»
Dies schreibt der GLP-Gemeinderat in einem Post auf dem Kurznachrichtendienst Threads. «Und warum behauptet ihr dann sogar, dass es euch interessiert ... Why?!?»

Stein des Anstosses für den Zürcher Politiker sind die neuen Glas- und Metallbehälter der Stadt Zürich.
Seit Anfang April ersetzt die Stadt rund 1000 Behälter an über 100 Überflur-Wertstoff-Sammelstellen. Grund dafür ist, dass die älteren Behälter in die Jahre gekommen sind.
Politiker befürchtet illegale Entsorgungen
«Die Behälter sehen aus wie eine riesige graue Wand», kritisiert Sobernheim gegenüber Nau.ch.
Seiner Meinung nach würde man «eine Lärmschutzwand» so gestalten. «Die Gestaltung bietet kein Element, das die Leute anzieht.»
Auch befürchtet der Baurechtsspezialist illegale Entsorgungen. «Leute, die illegal oder zu verbotenen Zeiten entsorgen, können sich hinter dieser Wand bestens tarnen», behauptet er.
Sobernheim vermutet, dass die Stadt bei den Behältern auf «die pragmatischste und billigste» Lösung gesetzt hat. «Diese vergisst, welche städtebauliche Wirkung auch Entsorgungsstellen haben.»
Viel Lob verteilt er dagegen an das Design des altbekannten «Abfallhais». Der Behälter mit dem schrägen Dach und dem zackigen Design war der Vorgänger des «Züri-Kübel 110 Liter».
«Design ist immer Geschmackssache»
Die städtische Behörde Entsorgung und Recycling Zürich (ERZ) lässt die Kritik kalt.
«Design ist immer Geschmackssache», sagt Mediensprecher Christoph Mahlstein auf Anfrage. Die Gestaltung sei jedoch nicht einfach aus der Luft gegriffen.
Sie lege den Fokus auf Barrierefreiheit, betont Mahlstein.
Menschen mit körperlichen Einschränkungen haben durch eine zusätzliche, abgesenkte Einwurföffnung erleichterten Zugang zu den Behältern. Zudem unterstützen unter anderem taktile Markierungen und Piktogramme die korrekte Nutzung.
Stadt befürchtet keine Zunahme an illegalen Entsorgungen
Eingebaute Dämmmatten sorgen laut dem ERZ-Mediensprecher dafür, dass die neuen Behälter den Lärm besser zurückhalten. Die alten Behälter hätten über keine Isolierung verfügt.
Dass die Kübel für Recycling zum illegalen Entsorgen verleiten, ist für die Entsorgungsbehörde kein Thema.
Der Lärmschutz komme den Menschen zugute, die in der Nähe einer Wertstoffsammelstelle wohnten, sagt Christoph Mahlstein. «Die neuen Behälter für Metall sind indessen nicht gedämmt.»
Deutsche Firma designte die Kübel
Gestaltet hat die neuen Kübel die Bauer GmbH. Die in Düsseldorf ansässige Firma entwickelt, produziert und vertreibt laut Website weltweit unter anderem Wertstoff- und Abfallcontainer.
Die Beschaffung der Behälter schrieb die Stadt öffentlich aus. «Die Gestaltung fiel im Auswahlverfahren mit 15 Prozent ins Gewicht», sagt der ERZ-Mediensprecher.
Die neuen Container kosten rund zwei Millionen Franken. Wie viel davon die Stadt für das Design zahlte, ist unklar.
Denn: Die Kosten dafür sind laut Mahlstein im Gesamtpreis der Behälter enthalten und könnten nicht separat ausgewiesen werden.