Genua (IT): Suche nach Verschütteten läuft weiter - Opferzahl steigt
Rund tausend Einsätzkräfte suchen nach dem Einsturz der Autobahnbrücke in Genua weiterhin nach Überlebenden. Die Opferzahl steigt währenddessen auf 35 an.
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Facebook/Davide di Giorgio - Der Einsturz der Autobahnbrücke in Genua
Das Wichtigste in Kürze
- In Genua (IT) stürzte am Dienstag Mittag eine Autobahnbrücke zusammen.
- Dabei starben laut italienischen Medien mindestens 35 Personen.
- In der Nacht auf Mittwoch suchten Rettungskräfte weiter nach Verschütteten.
Nach dem verheerenden Einsturz einer Autobahnbrücke im norditalienischen Genua haben die Rettungskräfte in der Nacht zum Mittwoch unter den Trümmern weiter nach Überlebenden gesucht. Mit dem Licht grosser Scheinwerfer und der Unterstützung von Spürhunden suchten hunderte Einsatzkräfte unter den schweren Betonteilen nach Verschütteten.
«Die Hoffnung stirbt nie, wir haben bereits ein Dutzend Menschen aus den Trümmern gerettet», sagte ein Vertreter der Feuerwehr, Emanuele Gissi, der Nachrichtenagentur AFP. Er kündigte an, die Helfer blieben «rund um die Uhr» im Einsatz.
Nach Angaben des Zivilschutzes sind insgesamt rund tausend Einsatzkräfte an den Bergungsarbeiten beteiligt, darunter Beamte von Feuerwehr und Polizei sowie Mitarbeiter des Roten Kreuzes. Die vierspurige Morandi-Brücke im Westen von Genua war am Dienstag eingestürzt – Lastwagen und Autos stürzten etwa 45 Meter in die Tiefe und wurden teils unter Betontrümmern begraben.
War das Wetter Schuld am Einsturz?
Noch immer ist unklar, was zum Einsturz der Morandi-Brücke geführt haben könnte. «Welt.de» berichtet unter Berufung auf die Blitzmessfirma «nowcast», dass die Brücke etwa eine halbe Stunde vor dem Einsturz von einem Blitz getroffen wurde. Dieser sei jedoch relativ schwach gewesen und habe nur eine Stärke von 7900 Ampere angezeigt. Die stärksten Blitze können bis zu 400'000 Ampere erreichen.
Von Blitzen erzählten auch mehrere Augenzeugen. Gemäss der Zeitung «La Repubblica» will eine Person beobachtet haben, wie um 11.35 Uhr ein Blitz einschlug und daraufhin der Zement zu bröckeln angefangen habe. Auch der heftige Regen und der kräftige Wind könnte laut Beobachtern einen Einfluss gehabt haben. Experten wollen währenddessen keine voreiligen Schlüsse ziehen. Zu den genauen Ursachen der Brückenkatastrophe gibt es noch keine offiziellen Informationen.
Zahl der Opfer steigt auf 35
Laut der neusten Meldung von der Nachrichtenagentur Ansa stieg die Opferzahl auf 35. Unter den Opfern sind auch drei Minderjährige im Alter von acht, zwölf und dreizehn Jahren, wie Ansa bereits in der Nacht unter Berufung auf das Innenministerium gemeldet hatte. Darüber hinaus seien 16 Menschen verletzt worden. Zuvor hatte die Zahl der bestätigten Todesopfer bei 26 gelegen, die Einsatzkräfte hatten Medienberichten zufolge aber schon am Dienstag von mindestens 35 Toten gesprochen. Laut dem Schweizer Aussendepartement befinden sich nach jetzigem Kenntnisstand keine Schweizer unter den Opfern. Das Departement stehe aber in engem Kontakt mit den lokalen Behörden in Italien.
Die Behörden sind schockiert
Der italienische Vize-Regierungschef und Chef der Fünf-Sterne-Bewegung, Luigi Di Maio, wollte sich am Mittwochvormittag gemeinsam mit Verkehrsminister Danilo Toninelli zum Unglücksort begeben. Letzterer sagte in einem Radio-Interview, dass die Verantwortlichen für das Unglück büssen müssten. Sein Ministerium werde Klage gegen den Autobahn-Betreiber Autostrade einreichen, falls ein Gericht eine Untersuchung einleiten werde.
Italiens Innenminister Matteo Salvini wird am Nachmittag dort erwartet. Salvini reagierte betroffe und erbost auf das Unglück und sagte er selbst sei «hunderte Male» über die Morandi-Brücke gefahren. Auf einer Pressekonferenz im sizilianischen Catania sagte der Innenminister, dass er «alles dafür tun werde, um die Namen der Verantwortlichen in der Vergangenheit und Gegenwart zu bekommen. Es sei «nicht akzeptabel, auf diese Weise in Italien zu sterben», so Salvini. Der Staatssekretär im Verkehrsministerium, Edoardo Rixi, erklärt gegenüber «TagesAnzeiger», dass der Einsturz weitreichende Konsequenzen haben werde, da die Brücke komplett abgerissen werden müsse.