Italien verteidigt jüngstes Vorgehen gegen Seenotretter
Italiens Innenminister Matteo Piantedosi hat sich zu den Vorwürfen gegen die italienische Regierung geäussert, Migrantenbooten die Zufahrt zu verweigern.
Das Wichtigste in Kürze
- Die italienischen Behörden verboten letzte Woche drei Flüchtlingsbooten die Zufahrt.
- Internationale Organisationen und andere Staaten äusserten dafür Kritik.
- Nun verteidigt die italienische Regierung ihr Vorgehen.
Die italienische Regierung hat ihr jüngstes Vorgehen im Fall von drei Seenotrettungsschiffen verteidigt. Innenminister Matteo Piantedosi sagte am Mittwoch in einer Rede im Parlament, die drei Schiffe internationaler Hilfsorganisationen hätten sich nicht an die Regeln gehalten.
In der Folge sei es zu Konflikten mit den Behörden, Unmut an Bord und sogar diplomatischem Zwist gekommen sei. Den Rettern warf Piantedosi vor, durch ihre Arbeit Migranten zur gefährlichen Überfahrt zu motivieren und zudem so Schlepper zu unterstützen.
Die Schiffe «Humanity 1» des deutschen Vereins SOS Humanity und «Geo Barents» von Ärzte ohne Grenzen waren vorige Woche mit insgesamt rund 750 Migranten in den Hafen von Catania auf Sizilien gefahren, wo sie erst nach Tagen alle Geretteten von Bord schicken durften. Die «Ocean Viking» der Organisation SOS Méditerranée erhielt keine Erlaubnis, in italienische Gewässer zu kommen und fuhr nach Südfrankreich weiter. Zwischen Rom und Paris kam es deshalb zu argen Verstimmungen.
Piantedosi reicht Verantwortung weiter
Piantedosi warf den NGOs vor, dass sie ihre Einsätze im Mittelmeer nicht mit Staaten koordinierten. Ausserdem seien alle Einsätze in den sogenannten Such- und Rettungszonen Libyens und Maltas erfolgt, weshalb diese Staaten zuständig gewesen seien. Darüber hinaus könnten nicht Schiffe offiziell um die Zuweisung eines Hafens ersuchen, sondern die Staaten, unter deren Flagge sie fahren – also Deutschland bei der «Humanity 1» und Norwegen bei der «Geo Barents».
Zivile Retter, internationale Organisationen und andere Länder hatten Italien in jenen Tagen eindringlich aufgefordert, alle Menschen so schnell wie möglich an Land gehen zu lassen. Im Fall der «Ocean Viking» hagelte es heftige Kritik von Spitzenpolitikern aus Frankreich.
Der Minister der ultrarechten und migrantenfeindlichen Regierung in Rom sagte, im Seerecht sei nicht klar definiert, dass ein Schiff mit Flüchtlingen immer den nächstgelegenen Hafen anfahren dürfe.
Innenminister bezeichnet Grossteil der Migranten als Wirtschaftsflüchtlinge
Er rechnete er vor, dass private Seenotretter in den Jahren 2021 und 2022 bislang insgesamt rund 21 000 Migranten nach Italien gebracht haben. Piantedosi bezeichnete den Grossteil der ankommenden Menschen als Wirtschaftsflüchtlinge, die kein Bleiberecht hätten.