Italiener bohren versehentlich Supervulkan an
Bei Neapel ist eine Geothermie-Bohrung fehlgeschlagen: Heisser Dampf dringt unkontrolliert an die Oberfläche – darunter befindet sich ein Supervulkan.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei Neapel ist ein Geothermie-Bohrloch ausser Kontrolle geraten.
- Seit vergangener Woche strömt unkontrolliert schwefelhaltiger Dampf aus.
- Die lokale Bevölkerung reagiert mit Besorgnis.
Drohender dritter Weltkrieg im Januar, Australien brennt im Februar, Coronavirus seit dem März, Rassismus-Ausschreitungen im Mai: 2020 ist ein äusserst turbulentes Jahr. Was droht uns noch – der Ausbruch eines Supervulkans?
Auch wenn es so weit nicht kommen wird – aus der Gegend von Neapel gibt es besorgniserregende Bilder: In der Stadt Pozzuoli ist eine Geothermie-Bohrung fehlgeschlagen. Seit vergangener Woche dringt unkontrolliert Wasserdampf an die Oberfläche.
Geothermie-Bohrung auf Supervulkan
Unter Pozzuoli liegt ein sogenannter «Supervulkan»: Im Untergrund befindet sich eine gewaltige Magmakammer. Oberflächlich ist die Region als «Phlegräische Felder» bekannt. Häufige Vulkanausbrüche und Erdbeben sind die Folge, an verschiedenen Orten tritt heisser, schwefelhaltiger Wasserdampf auf natürliche Weise an die Oberfläche.
Die Phlegräischen Felder haben ein hohes Potential für die Gewinnung geothermischer Energie: Mittels Bohrungen kann kaltes Wasser in den Boden geleitet werden, welches sich auf natürlichem Weg erwärmt. Das erhitzte Wasser kann dann für die Klimaneutrale Energiegewinnung oder zum Heizen verwendet werden.
Bohrung gerät ausser Kontrolle
Wie sich jetzt zeigt, birgt die Nutzung der Geothermie auch ein grosses Risiko: Vergangene Woche wurde im Rahmen des «Geogrid»-Projektes eine Probebohrung durchgeführt, um die Nutzung der Erdwärme zu prüfen.
Doch die Bohrung geriet ausser Kontrolle: Wie «Wetteronline» schreibt, trat kurz nach Beginn der Bohrung bereits Dampf aus. Das Bohrprojekt wurde daraufhin unterbrochen. Seitdem strömt heisser Dampf aus dem Bohrloch. Versuche, das Loch wieder zu schliessen, misslangen.
Lokale Bevölkerung ist besorgt
Am Samstag wurde die Bohrstelle auf Gesuch des lokalen und nationalen Katastrophenschutzes von Vulkanologen des Forschungsinstituts «INGV Vulcani» im Beisein von Vertretern der lokalen Behörden untersucht.
Die Bilder sind besorgniserregend: Um das Bohrloch hat sich eine schwarze Schicht von Auswurfmaterial gebildet.
Wie «Il Mattino» schreibt, beklagt sich die Bevölkerung über die Folgen: «Wir befürchten, dass es sich um schädliche Substanzen handeln könnte», sagt ein Mitglied einer lokalen Bürgerbewegung. «Seit Tagen sind wir gezwungen, neben einem intensiven Brennen in der Kehle auch einen starken Schwefelgeruch ertragen zu müssen.»
Hydrothermales Gleichgewicht gestört?
«Wir werden die chemische Zusammensetzung von Flüssigkeiten und Gasen überprüfen», zitiert «Il Mattino» Francesca Bianco, Direktorin der Vesuv-Forschungsstation. Man wolle feststellen, ob der Bau des Bohrlochs das Gleichgewicht des hydrothermalen Systems beeinflusst haben könnte.
Welche Konsequenzen aus dem fehlgeschlagenen Bohrprojekt folgen, ist derzeit noch unklar. Aufgrund der geringen Grösse und Tiefe des Lochs sind katastrophale Konsequenzen unwahrscheinlich. Sollte das Loch nicht mehr geschlossen werden können, müssen sich die Anwohner auf ein Leben mit den möglicherweise gesundheitsschädlichen Dämpfen einstellen.