Fahrgastverband: Abschaffung der 1. Klasse wäre Unfug
«In Bussen kommen wir schon heute problemlos ohne Klassen aus»: Geht es nach Bernd Riexinger, Bundesvorsitzender der Linken, sollten Waggons mit Wagen der 1. Klasse für alle geöffnet werden. Der Fahrgastverband Pro Bahn hält nichts von der Idee.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Abschaffung der 1. Klasse würde die Platzprobleme in überfüllten Zügen aus Sicht des Fahrgastverbands Pro Bahn nicht lösen.
«Das ist grober Unfug», sagte der Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann am Donnerstag der Deutschen Presse-Agentur. Der Linke-Bundesvorsitzende Bernd Riexinger hatte gefordert, die 1. Klasse in Nahverkehrszügen abzuschaffen.
Naumann sagte: «Das Problem der überfüllten Züge ist nicht unbedingt die erste Klasse.» Diese werde zwar nicht überall gebraucht, wohl aber im Berufsverkehr oder bei längeren Regionalexpress-Fahrten, etwa auf Strecken wie Hamburg-Rostock und Berlin-Cottbus. Fahrgäste schätzten die Aussicht auf freie Sitzplätze und ruhiges Arbeiten im Zug. «Wenn ich mehr Platz schaffen will, brauche ich längere Züge», sagte Naumann.
Auch die Deutsche Bahn sieht weiterhin Bedarf für eine 1. Klasse in Regionalzügen. «Der Anteil der 1.-Klasse-Kapazitäten ist über die Jahre zurückgegangen, allerdings wird dieses Angebot weiterhin in vielen Regionen nachgefragt», teilte ein Sprecher mit. Die Konzernsparte DB Regio fahre im Auftrag der Besteller von Ländern und Kommunen und richte sich nach ihren Ausstattungswünschen.
Zuvor hatte Linke-Bundesvorsitzender Bernd Riexinger eine Abschaffung der 1. Klasse in Nahverkehrszügen gefordert. «In Bussen kommen wir schon heute problemlos ohne Klassen aus. Die 1. Klasse im Nahverkehr gehört abgeschafft», sagte Riexinger dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
«Wir reden über Verkehrswende und die Kosten für den notwendigen Ausbau des Nahverkehrs», sagte Riexinger. «Aber wir leisten es uns, in überfüllten Regionalexpressen fast leere Waggons mit Wagen der 1. Klasse mitzuschleppen. Die sollten einfach für alle geöffnet werden, dann hätten wir auf einen Schlag mehr Kapazität - und zwar praktisch gratis.»
Es sei nicht einsehbar, dass sich bei einem Verkehrsmittel, das günstige Mobilität für alle bereitstellen soll, die «Besserverdienenden auf Kosten der allgemeinen Nutzbarkeit absondern» dürften. «Bus und Bahn müssen gut für alle werden, statt überfüllt für die einen und fast leer für die anderen», so Riexinger.