Strafverfahren gegen Wagner-Chef Prigoschin läuft offenbar noch

Wladimir Putin hat Wagner-Chef Prigoschin am Samstag öffentlich versprochen, das Strafverfahren einzustellen. Doch das ist bisher offenbar noch nicht passiert.

Jewgeni Prigoschin hat den Aufstand in Russland wohl seit längerem geplant. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Letzte Woche rebellierte Wagner-Chef Prigoschin und besetzte russische Militär-Anlagen.
  • Putin versprach ihm darauf öffentlich Straffreiheit, er zog ins Exil nach Belarus ab.
  • Gemäss Medienberichten sollen die Ermittlungen aber nach wie vor weiterlaufen.

Nach dem bewaffneten Aufstand des Söldnerchefs Jewgeni Prigoschin und seiner Wagner-Armee ist das Strafverfahren gegen ihn bisher nicht eingestellt worden. Das berichten die Medien in der Hauptstadt Moskau.

Ermittler des Inlandsgeheimdienstes FSB untersuchten den Fall weiter, berichtete die Zeitung «Kommersant» am Montag unter Berufung auf die Fahnder.

«Die Ermittlungen laufen weiter», meldete auch die russische Nachrichtenagentur Interfax unter Berufung auf eine eigene nicht näher benannte Quelle. Der Kreml hatte am Samstagabend mitgeteilt, dass das Strafverfahren gegen Prigoschin und die Wagner-Aufständischen eingestellt werde.

Wo ist Prigoschin?

Von dem 62-Jährigen fehlte unterdessen weiter jede Spur. Er soll nach Kremlangaben im benachbarten Belarus Zuflucht finden. Kremlchef Wladimir Putin hatte am Samstag in einer Rede erklärt, dass die Drahtzieher des Aufstandes ihrer «unausweichlichen Bestrafung» zugeführt würden.

Dass dann der Kreml wenig später erklärte, die Aufständischen kämen dann doch ungeschoren davon, löste Erstaunen in dem Riesenreich aus. Kommentatoren legten das Einlenken Putins als Schwäche des Kremlchefs aus.

Jewgeni Prigoschin (r), Eigentümer des Militärunternehmens Wagner Group, sitzt in einem Militärfahrzeug und lässt ein Selfie mit einem Zivilisten auf einer Strasse in Rostow am Don machen. -/AP/dpa - dpa

Die russischen Behörden gingen unterdessen gegen die Wagner-Organisation in Russland vor. In St. Petersburg, dem Stabsquartier Prigoschins, gab es dortigen Medien zufolge Razzien in den Büroräumen. Im Land wurden auch Werbeplakate entfernt, mit denen die Privatarmee Freiwillige für den Kriegsdienst in der Ukraine rekrutieren wollte.

Tausende Söldner dienen in der Wagner-Truppe. Das soziale Netzwerk VK – das russische Gegenstück zu Facebook – sperrte auf Anweisung der Generalstaatsanwaltschaft die Seite von Wagner.

Welche Rolle spielt Lukaschenko?

In seinem Telegram-Kanal, der mehr als 1,3 Millionen Abonnenten hat, stammt die letzte Nachricht von Prigoschin vom Samstag. Dort verkündete er nach Verhandlungen mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko das Ende des kurzen Aufstands.

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Lukaschenko und Prigoschin, hatten unabhängig voneinander erklärt, dass durch den Abzug der Wagner-Truppe ein «Blutvergiessen» in Russland verhindert werden solle. Danach hatte sich die Lage schlagartig beruhigt. Die beiden kennen sich seit über 20 Jahren.