Moskau versetzt Reaktor im AKW Saporischschja in Warmzustand

Russische Besatzungstruppen haben im verminten Atomkraftwerk Saporischschja einen Reaktor in den Warmzustand versetzt. Kiew kritisiert diesen Schritt.

Saporischschja ist das grösste AKW Europas. Seit März 2022 wird es von den Russen kontrolliert. (Archivbild) - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Russische Truppen haben in Saporischschja einen Reaktor in den Warmzustand versetzt.
  • Kiew hat diesen Schritt als gefährlich kritisiert.
  • Die IAEA bestätigt, dass die Anlage von den Russen vermint worden sei.

Im verminten Atomkraftwerk Saporischschja in der Südukraine haben russische Besatzungstruppen zur Reparatur eines Reaktors einen anderen in den Warmzustand versetzt. Der Block Nummer fünf müsse wegen technischer Wartungsarbeiten in den Kaltzustand heruntergefahren werden. Das teilte die Kraftwerksleitung am Dienstag der Nachrichtenagentur Interfax zufolge mit.

Um den Bedarf an Dampf der Anlage zu decken, sei Reaktor Nummer vier dafür in den Warmzustand versetzt worden. Kiew hat diesen Schritt bereits als gefährlich kritisiert. In einer Stellungnahme des ukrainischen Atomenergiekonzerns Enerhoatom hiess es: «Solche Handlungen sind ein grober Verstoss gegen die Lizenzbedingungen zum Betrieb dieser Atomanlage. Derzeit darf der Betrieb des Blocks Nummer vier im AK Saporischschja ausschliesslich im Kaltzustand erfolgen.»

Kraftwerk offiziell heruntergefahren

Grund für die Befürchtungen sei: Der Block sei lange nicht betrieben und in der Zeit weder gewartet noch repariert worden. Offiziell gilt das Kraftwerk weiter als heruntergefahren. Auch im Warmzustand produzieren die Reaktorblöcke keinen Strom, sondern lediglich Dampf. Heruntergefahren wurde die Anlage bereits im September 2022.

Das potenziell grösste Atomkraftwerk Europas wurde kurz nach Beginn von Moskaus Angriffskrieg gegen die Ukraine von russischen Truppen besetzt. Mehrfach geriet es unter Beschuss, worauf international die Sorge vor einem Atomunglück stieg. Beide Kriegsparteien werfen sich gegenseitig immer wieder vor, einen Vorfall am AKW provozieren zu wollen. Am Montag hatte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) den von Kiew geäusserten Vorwurf, die Anlage sei von Russen vermint worden, bestätigt.