Nach Flucht: Ex-Wagner-Kommandant will gegen Anführer aussagen
Dem Wagner-Kommandant Andrei Medwedew ist die Flucht nach Norwegen geglückt. Nun will er gegen die russische Söldnergruppe aussagen.
Das Wichtigste in Kürze
- Dem Wagner-Kommandant Andrei Medwedew ist die Flucht nach Norwegen gelungen.
- Er will jetzt gegen die private Söldnergruppe und deren Chef auspacken.
Am vergangenen Freitag wurde in Nordnorwegen nahe der russischen Grenze eine Person mit Verdacht auf illegale Einreise festgenommen. Von seinem norwegischen Anwalt wurde der Mann als Andrei Medwedew identifiziert. Er war früher Kommandant der berüchtigten Söldnertruppe Wagner.
Andrei Medwedew hatte nach eigenen Angaben am 6. Juli des vergangenen Jahres einen Viermonatsvertrag bei der Söldnergruppe unterzeichnet. Es ging dabei um einen Einsatz in der Ukraine. Direkt nach Ablauf des Vertrags sei er untergetaucht. Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin habe daraufhin die Verfolgung angeordnet
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Der russischen Menschenrechtsorganisation Gulagu.net gegenüber erzählte er, wie er sich in den vergangenen drei Monaten in Russland auf der Flucht befand. Dabei habe ihn der russische Geheimdienst verfolgt und auf ihn geschossen.
Gegenüber der norwegischen Zeitung «Verdens Gang» erklärte sein Anwalt, der Wagner-Kommandant habe in Norwegen Asyl beantragt. Momentan weile er in einem Zentrum für straffällige Migranten.
Nach Verfolgung fürchtet er Hinrichtung
Laut Gulagu.net befürchtete Medwedew ein ähnliches Schicksal wie Jewgeni Nuschin und wählte deshalb Norwegen als seinen Zufluchtsort. Nuschin, in Russland wegen Mordes und Körperverletzung verurteilt, sass bis vor einigen Monaten im Gefängnis, bevor er von der Wagner-Gruppe für den Krieg rekrutiert wurde.
Dort geriet er in ukrainische Kriegsgefangenschaft und gab in dieser Zeit gleich mehreren Zeitungen Interviews. Nach einem Gefangenenaustausch kehrte Nuschin nach Russland zurück und wurde vor laufender Kamera von seinen ehemaligen Kameraden mit einem Hammer zu Tode geprügelt.
Der nun geflüchtete Medwedew bezeichnet seine Wagner-Einheit entsprechend passend als «Selbstmordkommando». Wie die oppositionelle Zeitung «The Insider» im Dezember berichtete, soll Nuschin bis zu dessen Desertation in Medwedews Truppe gedient haben.
Die Einheit hat demnach vor allem aus ehemaligen Häftlingen bestanden. Innerhalb weniger Tage seien von 30 nur noch drei am Leben gewesen, sagte der Kommandant damals.
Ex-Kommandant will gegen Wagner-Chef aussagen
Laut gulagu.net sei Medwedew der erste erfolgreich geflohene Ex-Kommandant, der gegen die private Militärtruppe und deren Chef aussagen will. Er berichtet vor allem von Strafaktionen innerhalb der eigenen Reihen.
In seiner Dienstzeit habe er diverse brutale Hinrichtungen von Dienstverweigerern mitansehen müssen. Er berichtet von zehn ihm bekannten Hinrichtungen und ist laut eigenen Aussagen im Besitz eines Videos, das die Ermordung von zwei Söldner zeigt.
Medwedew erwähnt weiter, dass Verletzte beim Versuch, aus dem Spital zu fliehen, erschossen worden waren. Meist sei auch der Putin-Vertraute und Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin direkt an den Taten beteiligt gewesen.