Online-Atlas der wandernden Huftiere startet
Die UN veröffentlicht interaktive Migrationskarten von Huftieren, um deren Schutz zu unterstützen.
Die Vereinten Nationen haben neue Online-Karten veröffentlicht, welche die Migrationswege von Huftieren weltweit zeigen, um so beim Schutz dieser Arten zu helfen. Es sei die erste interaktive Migrationskarte von Hufsäugetieren wie Zebras, Gnus und Antilopen, die zu verschiedenen Zeiten im Jahr regelmässig grosse Entfernungen zurücklegen, teilte das Sekretariat des Übereinkommens zur Erhaltung der wandernden wild lebenden Tierarten (CMS) in Bonn mit. Das CMS ist ein Biodiversitätsvertrag der Vereinten Nationen.
Für den «Atlas der Huftiermigration» habe ein internationales Team aus mehr als 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Trackingdaten analysiert. Der Atlas soll Regierungen, Naturschutz-Gruppen und der Öffentlichkeit frei zugänglich gemacht werden. «Um besser zu verstehen, was wir für ihre Erhaltung und Lenkung tun müssen, ist es wichtig, die Routen zu kennen», sagte Amy Fraenkel,
Menschliche Aktivität bedroht wandernde Tierarten
CMS-Geschäftsführerin. Der Atlas soll bei der Planung von Naturschutzmassnahmen helfen – und gleichzeitig auf die Bedürfnisse der Gemeinden vor Ort eingehen.
Ob Rentiere in Nordamerika oder Alpensteinböcke, mongolische Wildesel oder argentinische Guanakos, die zur Familie der Kamele zählen – Huftiere auf der ganzen Welt wandern über weite Strecken. «Die Sicherstellung ihrer Migrationsfähigkeit ist für ihr Überleben von entscheidender Bedeutung», erklärte das CMS-Sekretariat.
Der erste Bericht zum Zustand wandernder Arten, der von den Vereinten Nationen im Februar veröffentlicht worden war, hatte gezeigt: Vielen wandernden Tierarten geht es schlecht. Demnach nimmt der Bestand von 44 Prozent dieser Spezies ab und 22 Prozent sind vom Aussterben bedroht – grösstenteils sind die Gründe auf den Menschen zurückzuführen.
Atlas als wirksames Instrument gegen Verlust
Dazu gehörten die Veränderung von Lebensräumen durch Zäune, Strassen und Eisenbahnen sowie übermässige Ausbeutung durch Wilderei und Klimawandel.
«Dieser Atlas stellt einen wichtigen Meilenstein für den weltweiten Naturschutz dar», sagte Matthew Kauffman, Wildtierbiologe beim U.S. Geological Survey (USGS), dem US-Amt für Bodenforschung.
Die interaktiven Karten decken den Angaben zufolge derzeit 20 Tierarten ab – vom Serengeti-Gnu über den Afrikanischen Elefanten bis hin zur Saiga-Antilope der zentralasiatischen Steppe. Sie sollen in Zukunft um weitere Korridorkarten und Karten von bisher nicht vertretenen Arten erweitert werden.
Ökologischer Wendepunkt erfordert fundierte Daten
«Wir haben einen ökologischen Wendepunkt erreicht, an dem es dringender denn je ist, über fundierte Daten zu verfügen», sagte Grant Hopcraft, Naturschutzökologe an der University of Glasgow. So beherberge die zentralasiatische Region beispielsweise die grössten intakten und noch miteinander verbundenen Graslandschaften weltweit.
Der Atlas zeige dabei auch, wie sich ein Eisenbahnbau auf die Bewegung der Saiga-Antilope auswirkt und sie von wichtigen Winterlebensräumen abschneidet.
Wenn eine Wanderung im Detail kartiert wurde, können Regierungen und Interessenvertretungen nach Angaben der Forschenden Wildtierstrassenüberquerungen oder andere Schutzmassnahmen einsetzen, um die Wanderungen der Herden zu erleichtern.