Rave in Berlin (D): Teilnehmer sollen soziale Kontakte minimieren

Eigentlich hätte es eine Demonstration für die Clubkultur werden sollen. Doch ein Event in Berlin (D) vom Sonntag verwandelte sich in einen Rave.

Tausende versammelten sich zur «Bootsparty» in Berlin, die Demonstration verwandelte sich in einen Rave. - AFP

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Sonntag fand in Kreuzberg eine Demo zur Unterstützung der Berliner Clubkultur statt.
  • Der Boots-Protest auf dem Kreuzberger Landwehrkanal verwandelte sich jedoch in einen Rave.
  • Die Kritik ist laut: Masken wurden keine getragen, Abstand nicht eingehalten.

Am Sonntag wurde in Kreuzberg eine Demonstration für die Berliner Clubkultur organisiert. Dabei sollte darauf aufmerksam gemacht werden, dass diese wegen der Corona-Einschränkungen stark bedroht ist.

Rund 3000 Menschen kamen zusammen. Aber statt zu demonstrieren, feierten sie ohne Abstand sowie Mundschutz auf und neben dem Wasser zu lauter Musik. Die deutschen Medien sprechen davon, dass sich eine Corona-Demo in einen Rave verwandelte.

Seither gibt es viel Kritik an der Bootsdemonstration auf dem Kreuzberger Landwehrkanal. Eine «gute Intention», schreibt etwa die Berliner Clubcommission, aber letztlich habe man den Clubs mit der Party-Demo eher geschadet.

«Diese Demonstration steht leider im völligen Kontrast zu unseren Bemühungen», heisst es weiter. Die Berliner Clubs hatten eine «United-We Stream-Kampagne» gestartet, um Bewusstsein zu schaffen und Social Distancing einzuhalten.

Die Clubcommission war selbst nicht an der Planung beteiligt, wer Hauptveranstalter war, ist bisher unklar. Unter anderem war das Kollektiv «Rebellion der Träumer» als Veranstalter dabei. Auf seiner Facebookseite entschuldigte es sich für die Verfehlungen.

Die Clubcommission ruft nun die Besucher auf, ihre Sozialkontakte nach dem Rave vorübergehend einzuschränken. Und auch aus der Politik wurde scharfe Kritik geäussert, etwa von Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD): «Ich bin entsetzt über die Bilder vom Wochenende in Berlin. Party und Pandemie passt überhaupt nicht».

Dilek Kalayci (SPD), Gesundheitssenatorin von Berlin, zeigte sich von dem Rave am Sonntag «entsetzt». - dpa

Kalayci erinnerte daran, dass die Berliner Partyszene und Klubs zu Beginn der Pandemie Hotspots für Infektionen waren. Sie habe Verständnis für die schwierige wirtschaftliche Lage der Klubs, erklärte Kalayci. «Aber das, was am Wochenende auf dem Landwehrkanal passierte, ist in Pandemiezeiten grob fahrlässig.»

Weltärztechef: Politik hat Mitschuld an Rave

Weltärztechef Frank Ulrich Montgomery wies der Politik eine Mitschuld an dem Vorfall in Berlin zu. Bei dem Chaos an regional unterschiedlichen Bestimmungen seien solche Regelverstösse kaum verwunderlich, sagte er der «Neuen Osnabrücker Zeitung». Dies stifte nur Verunsicherung - «und wozu das führen kann, sehen wir jetzt in Berlin».

Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery geht davon aus, dass sich alle mit dem Coronavirus infizieren werden. - dpa-infocom GmbH

Der Weltärztechef forderte eine Rückkehr «zurück zu einem bundesweit einheitlichen Lockerungskonzept, um das wieder einzufangen und zu stoppen».

Der Rave auf dem Berliner Landwehrkanal birgt Montgomery zufolge das Potenzial, zum nächsten Infektionshotspot zu werden. «Wir können nur hoffen, dass es gut gegangen ist und der Wind die Aerosole verweht hat.»