Rotes Kreuz: IFRC-Präsident tritt nach Kontroverse zurück

IFRC-Präsident, Francesco Rocca, tritt zurück, nachdem er die Unterstützung für die Pride in Rom zurückgezogen hat.

Der italienische Präsident Francesco Rocca während einer Pressekonferenz im September 2022. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der IFRC-Präsident, Francesco Rocca, tritt nach politischer Kontroverse zurück.
  • Rocca hat die Unterstützung für die Pride in Rom zurückgezogen.
  • Er begründet den Rücktritt auch mit zu hoher Arbeitsauslastung.

Der Präsident der Internationalen Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften (IFRC), Francesco Rocca, ist nach einer politischen Kontroverse zurückgetreten. Als Präsident der italienischen Region Latium hatte er die Unterstützung für die Pride in Rom zurückgezogen.

Roccas Rücktritt wurde intern kommuniziert, wie die Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Donnerstag aus mehreren Quellen erfuhr.

Rocca werde jedoch bis zur ausserordentlichen Generalversammlung, auf der sein Nachfolger oder seine Nachfolgerin gewählt werden soll, im Amt bleiben, teilte sein Sprecher anschliessend mit und bestätigte den Rücktritt.

Anfängliche Unterstützung der Pride

Rocca war im Februar mit der Unterstützung von Rechtsparteien zum Präsidenten der Region Latium gewählt worden und ersetzte die frühere Mitte-Links-Regierung. Zuerst unterstützte Rocca die Pride in Rom.

Eine Pride ist eine Veranstaltung im Freien, bei der die soziale Akzeptanz und Selbstakzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Transgendern und Queeren, ihre Erfolge, ihre Rechte und ihr Stolz gefeiert werden.

Unterstützungsrückzug wegen Förderung illegaler Leihmutterschaft

Dann erklärte die Regionalregierung jedoch, sie könne die Veranstaltung «Roma Pride» nicht mehr wie bisher unterstützen, da die Organisatoren die in Italien illegale Leihmutterschaft öffentlich forderten. Die Organisatoren der Pride kritisierten, Rocca habe sich dem Druck der katholisch-konservativen Lobby gebeugt. Die Pride in Rom fand Anfang Juni statt.

In den letzten Wochen hatte selbst der IFRC-Generalsekretär, Jagan Chapagaind, Rocca seine Unterstützung zugesagt, doch die Kontroverse führte zu Spannungen innerhalb der Organisation.

In einem Brief an die 191 nationalen Gesellschaften und das Sekretariat der IFRC drückte Rocca «grosse Traurigkeit» aus und erklärte, er wolle «die Organisation schützen». Er wolle auch mögliche Konsequenzen für die Institution aufgrund seiner Entscheidungen als Präsident von Latium verhindern.

Auch zu hohe Auslastung sei ein Grund des Rücktritts

Zudem wies er auf die zugenommene Arbeitslast durch das regionale Mandat hin, welche es ihm erschwere, beide Verpflichtungen fortzusetzen.

Rocca war im vergangenen Jahr für weitere vier Jahre als IFRC-Präsident wiedergewählt worden. Damals forderte er die politischen Entscheidungsträger in den verschiedenen Ländern auf, mehr zu tun, von Klimawandel über Impfstoffe bis hin zu Flüchtlingen. Er fügte auch hinzu, dass er in seiner zweiten Amtszeit mehr Aufmerksamkeit auf Afrika richten würde.

Der ehemalige Anwalt, ist dafür bekannt, stets Klartext zu reden. Er zögerte nicht, Regierungen anzugreifen, die seiner Meinung nach den internationalen Herausforderungen nicht gewachsen waren. So hatte er insbesondere auch die Schweiz kritisiert.