Tourismusexperte sieht Ballermann-Aus für Mallorca auch als Chance
Bis Ende Sommer ist Schluss mit Party an der Schinken- und Bierstrasse auf Mallorca. Das Coronavirus verstärkt, wo die Insel eigentlich schon lange hin will.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Party-Lokale am Ballermann auf Mallorca werden für zwei Monate zwangsgeschlossen.
- Auslöser war ein hemmungsloses Party-Wochenende mit Corona-Vertössen.
- Der Schweizer Tourismusexperte Jürg Stettler sieht in der Schliessung auch eine Chance.
Nach der langen Lockdown-Zeit war auf der Baleareninsel Mallorca endlich wieder Party angesagt. Doch die Freude währte nur kurz. Eskapaden deutscher und britischer Touristen setzten dem Betrieb am Ballermann ein jähes Ende. Sie hielten sich nicht an die Corona-Regeln – und die Behörden griffen durch.
Die Lokale an der Schinken- und der Bierstrasse am Ballermann sowie die Bars in Magaluf wurden für zwei Monate zwangsgeschlossen. Mallorca will verhindern, zu einem zweiten «Ischgl» zu werden.
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Instagram/@nele_w - Ruhige Stimmung am Ballermann. Dort, wo sonst der Bär steppt.
Nun ist es ruhig am sonst so lauten Balearen-Ferienziel.
Insel will weg von Party-Image
Doch die Insel besteht nicht nur aus dem Ballermann und der Briten-Hochburg Magaluf. «Mallorca hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich gewandelt», sagt Jürg Stettler, Tourismusprofessor an der Hochschule Luzern.
Der Tourismus setze neben den Badeferien für Familien auf Veloferien im Frühling, Wanderungen in den Bergen oder Kulinarik und Erholung auf edlen Fincas statt auf Massentourismus und Billig-Partys.
Deshalb sei die Schliessung von «Bierkönig», «Megapark» und Co. am Ballermann kurzfristig zwar unglücklich und problematisch für die Betroffenen, sagt Jürg Stettler. «Die Nachfrage der Party-Touristen dürfte zurückgehen.» Im weitesten Sinne könne das jähe Party-Ende aber auch eine Chance sein für die Insel, um die neue Strategie langfristig zu etablieren, betont der Tourismusexperte.
Mallorca kann von Ischgl lernen
Doch diese Chance müsse Mallorca konkret nutzen, ein Selbstläufer sei sie bestimmt nicht, so Stettler. «Die Behörden müssen weiter versuchen, zu regulieren. Das tönt einfach, ist es aber nicht.» Denn die Nachfrage nach Party am Ballermann bleibe trotzdem vorhanden.
Zudem stärke die aktuelle Berichterstattung das alte Party-Image der Insel, welches sie eigentlich loswerden möchte.
Doch auch negative Botschaften könnten eine Chance sein. Ähnlich wie im österreichischen Ischgl, wo die Bekanntheit durch die vielen Corona-Fälle nun genutzt wird, um sich anders zu positionieren und auch im Sommer mehr Touristen anzulocken.