Wegen Umweltauflagen: Wütende Bauern blockieren Strassen in Den Haag
Weil der Stickstoff-Ausstoss die Natur akut bedroht, will eine Regierungskommission den Viehbestand in den Niederlanden halbieren. Die Bauern reagieren erbost.
Das Wichtigste in Kürze
- In den Niederlanden leiden die Naturschutzgebiete unter der hohen Stickstoff-Belastung.
- Eine Regierungskommission fordert darum eine Reduzierung des Viehbestandes um die Hälfte.
- Die Bauern protestieren heftig. Sie blockieren Strassen und zünden Feuerwerk in der Stadt.
Aus Protest gegen Umweltauflagen haben Tausende niederländische Bauern in Den Haag demonstriert. Sie blockierten mit ihren Traktoren Strassen und Autobahnen und entzündeten Feuerwerkskörper vor dem Hauptbahnhof. Die Polizei riegelte das Regierungsviertel ab. Der Bürgermeister und die Regierung ermahnten die Bauern zur Gewaltlosigkeit.
Die Bauern klagen, dass sie unverhältnismässig hart von Massnahmen zur Reduzierung des Stickstoff-Ausstosses getroffen würden. In den Niederlanden sind fast 1000 Naturschutzgebiete akut gefährdet, weil sie zu viel Stickstoff aufgenommen haben. Dies berechnete das nationale Gesundheits- und Umweltinstitut.
50 Prozent des Viehbestandes soll weg
Für einen grossen Teil dieser Emissionen ist die Landwirtschaft verantwortlich. Deshalb fordert eine Regierungskommission, den Viehbestand im Land zu halbieren. Die Niederlande produzieren fünfmal so viele Lebensmittel wie sie für die eigene Bevölkerung nötig hätten und stehen bei den weltweiten Agrarexporten an zweiter Stelle.
Darum soll auch die Vergrösserung von Höfen begrenzt werden. Ausserdem sind Tempolimits im Strassenverkehr geplant. Wegen des zu hohen Ausstosses von Stickstoff mussten auch rund 18'000 Bauprojekte vorläufig still gelegt werden.
Es ist bereits die zweite grosse Protestaktion der Bauern in diesem Monat. Auch in den Provinzen hatte es in den vergangenen Tagen zum Teil gewalttätige Proteste gegeben.
Thematik auch in der Schweiz aktuell
In der Schweiz gab es kürzlich eine ähnliche Forderung. Grüne, SP und GLP forderten eine Reduktion des Nutztierbestandes um rund einen Viertel. Nationalrat Bastien Girod (Grüne/ZH) sagte: «Wenn alle Menschen auf der Welt so viel Fleisch essen würden wie die Schweizer, dann hätten wir keinen Regenwald mehr». Auch hier protestierten SVP und der Bauernverband heftig.