Die Oxfam Vermögensstudie im Faktencheck

Keystone-SDA
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Prättigau,

Regelmässig gibt es ein grosses Medienecho auf den Oxfam-Bericht über die Kluft zwischen Arm und Reich. Doch stimmt alles? Ein Faktencheck.

Das Logo von Oxfam in Grossbritannien.
Was ist wahr an den Vorwürfen zur Oxfam-Studie? Ein Faktencheck. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Zum WEF in Davos legt Oxfam seine Vermögensstudie nieder. Oft gerät sie in Kritik.
  • Ein Faktencheck zu den Vorwürfen an die Hilfsorganisation.

Die Armut in der Welt rückt dank Oxfam wieder in den Fokus. Dazu errechnet die kapitalismuskritische Hilfsorganisation jedes Jahr pünktlich zum Weltwirtschaftsforum in Davos, wie viele Super-Milliardäre über genauso viel Geld verfügen wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Der Report sorgt aber auch für Widerspruch. Ein Faktencheck zentraler Kritikpunkte.

Oxfam ignoriert, dass weltweit immer mehr Menschen den Aufstieg aus bitterer Armut schaffen.

Das ist falsch: In den Berichten weist Oxfam regelmässig darauf hin, dass die krasseste Form von Armut weltweit insgesamt zurückgeht – so auch diesmal: «Eine der grossen Errungenschaften der letzten Jahrzehnte war der enorme Rückgang der in extremer Armut lebenden Menschen, die von der Weltbank als 1,90 US-Dollar pro Person und Tag definiert wurde.» Das lobt die Organisation in einer Stellungnahme als «völlig wahr und absolut grossartig». Allerdings kritisiert sie, dass sich dieser Trend nunmehr abschwächt – und bezieht sich dabei auf den Armutsbericht der Weltbank.

Die Daten zur Armut werden von Oxfam nicht korrekt erfasst und auf reisserische Weise vereinfacht.

Das ist ungenau: Die Zahlen zur Verteilung stimmen in der Tendenz. Die Quellen zu Armut und Reichtum miteinander zu vergleichen, hat allerdings einige Fallstricke. Wie kommt Oxfam zu der Kluft zwischen Arm und Reich? Grundlage für das Vermögen der ärmeren Bevölkerung sind die Daten des «Global Wealth Report» der Schweizer Grossbank Credit Suisse, das der Superreichen die jährliche Milliardärsliste des Magazins «Forbes». Kritiker sehen darin aber einen Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Oxfam bereitet die Zahlen durchaus medienwirksam auf.

Oxfam geisselt den Kapitalismus.

Die Tendenz ist richtig, aber zu kurz gegriffen: Im Leitbild definiert sich Oxfam selbst nicht als antikapitalistische Organisation. Dennoch wird aus Veröffentlichungen und Stellungnahmen immer wieder deutlich, dass sie die ungleiche Vermögensverteilung als Effekt des freien Marktes betrachtet. Sie spricht sich gegen «eine extreme Form des Kapitalismus» aus. Zwar gibt «es gibt keinen Zweifel, dass Kapitalismus und Wirtschaftswachstum eine grosse Rolle darin spielen können, Menschen dabei zu helfen, sich aus der Armut zu befreien.» Allerdings will die Organisation darüber wachen, dass das System nicht nur für einige, sondern für alle Menschen einen Mehrwert bietet.

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