Erhöhtes Krebsrisiko für Kinder nördlich von Zürich und im Seeland

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Bern,

Wissenschaftler der Uni Bern haben die geografische Verteilung von Krebserkrankungen bei Kindern analysiert. Der Norden Zürichs und das Seeland stechen heraus.

Geografische Verteilung von Lymphom (oben) und Hirntumor (unten) bei Kindern. Die hellgrünen Stellen unten markieren die beiden Risikogebiete Nördliches Zürich und Seeland. (Pressebild)
Geografische Verteilung von Lymphom (oben) und Hirntumor (unten) bei Kindern. Die hellgrünen Stellen unten markieren die beiden Risikogebiete Nördliches Zürich und Seeland. (Pressebild) - sda - zVg ISPM Bern

Das Wichtigste in Kürze

  • Wissenschaftler haben die geografische Verteilung von Krebs bei Kindern erforscht.
  • Der Norden Zürichs und das Seeland stachen dabei besonders heraus.
  • Die Forschung nach Umweltrisikofaktoren sollte nun erhöht werden.

Wissenschaftler der Uni Bern haben die geografische Verteilung von Krebserkrankungen bei Kindern analysiert. Der nördliche Kanton Zürich und das Seeland zeigten dabei ein erhöhtes Risiko für Hirntumore. In einem nächsten Schritt sollen die Ursachen erforscht werden. Jährlich erkranken in der Schweiz etwa 250 Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren an Krebs.

Geringer Anteil ist genetisch bedingt

Es ist in der Schweiz und anderen europäischen Ländern die zweithäufigste Todesursache im Kindesalter. Dies schreibt die Forschungsgruppe unter der Leitung des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Universität Bern. Seit 1976 werden die Erkrankungen in der Schweiz im Kinderkrebsregister erfasst.

Ein geringer Anteil dieser Krebserkrankungen sei genetisch bedingt, schrieben die Forscher am Donnerstag. «Bei den meisten Erkrankungen bleibt die Ursache jedoch unklar». Umweltfaktoren wie etwa ionisierende Strahlung (natürliche Hintergrundstrahlung, medizinische diagnostische Strahlung), Luftverschmutzung, elektromagnetische Felder oder Pestizide stehen im Verdacht.

zürich
Im Norden des Kantons Zürich sind Kinder häufiger von Krebs betroffen als im Rest der Schweiz. - Keystone

«Doch die Ergebnisse bisheriger Studien zu diesen Faktoren lassen noch keine eindeutigen Schlüsse zu.» Dies erklärt Ben Spycher vom ISPM, Letztautor der Studie. Sie wurde im «International Journal of Health Geographics» publiziert.

Suche nach Umweltrisikofaktoren erhöhen

Erhöhte Expositionswerte in bestimmten Gebieten können zu lokal erhöhten Krebsrisiken führen. Modellrechnungen der Forschenden des ISPM und der Schweizerischen Pädiatrischen Onkologiegruppe (SPOG) haben nun in zwei Regionen der Schweiz einen leichten Anstieg des Risikos für Hirntumore festgestellt: im Norden des Kantons Zürich (Grenzgebiet mit Schaffhausen) und im Seeland.

Folgende Erklärungsvariablen wurden angewendet: Urbanisierungsgrad, sozio-ökonomische Position, verkehrsbedingte Luftverschmutzung und natürliche Hintegrundstrahlung. Diese konnten die räumliche Variabilität der Krebsrate insgesamt zu 72 Prozent erklären, zu 81 und 82 Prozent für Leukämien und Lymphome und zu 64 Prozent für Hirntumore. Warum Hirntumore aber gerade in den beiden identifizierten Gegenden erhöht auftreten, konnte mit diesen Variablen aber nicht eruiert werden.

krebs kinder
Bei Krebserkrankungen von Kindern kommen örtliche Häufigkeiten vor. - Keystone

«Wir schliessen daraus, dass die Suche nach Umweltrisikofaktoren von Hirntumoren intensiviert werden sollte», sagt Spycher. Roland Ammann, Ko-Autor der Studie an der Universitätsklinik für Kinderheilkunde am Inselspital Bern ergänzt: «Dabei sollten die verschiedenen Untergruppen von Hirntumoren auch gesondert betrachtet werden.»

Entsprechende Untersuchungen der Gruppe sind am Laufen. «Zum jetzigen Zeitpunkt können wir nicht sagen, was die beobachteten Unterschiede in der Schweiz erklären könnte, dies muss weiter untersucht werden», sagt Spycher.

Weniger örtliche Faktoren bei Leukämie

Untersucht haben die Forscher die im Kindesalter am häufigsten vorkommenden Krebsarten, nämlich Leukämien, Lymphome und Tumore des zentralen Nervensystems (Hirntumore). Insgesamt umfasst die Analyse 5947 Krebserkrankungen, die im Zeitraum von 1985-2015 auftraten. Davon waren 1880 (32 Prozent) Leukämien, 772 (13 Prozent) Lymphome, und 1290 (22 Prozent) Tumore des Gehirns und des Rückenmarks.

Für alle Krebserkrankungen zusammen wich die geschätzte lokale Krebsrate vom Landesdurchschnitt je nach Ort um bis zu -17 Prozent nach unten und um bis zu +13 Prozent nach oben ab.

Die räumliche Variation war kleiner für Leukämien (-4 bis +9 Prozent) und Lymphome (-10 bis +13 Prozent), jedoch grösser für Hirntumore (-18 bis +23 Prozent).

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