«Akt der Zensur»: ETH Zürich verbietet Vortrag zu autonomen Waffen

An der ETH war ein Vortrag über autonome Waffen geplant. Kurz vor Beginn wurde die Präsentation jedoch von der ETH-Leitung verboten und die Türen geschlossen.

Die ETH Zürich hat einen Vortrag zu autonomen Waffen verboten. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die ETH Zürich steht in der Kritik, weil die Leitung einen Vortrag verboten hat.
  • Es wäre eine Präsentation zu autonomen Waffen geplant gewesen.
  • Wegen begrenzter Meinungsfreiheit üben die Organisatoren nun Kritik aus.
  • Die ETH verteidigt sich damit, dass sie nicht richtig wusste, wer dahinter steckt.

Die Gruppe Tech ETHics hatte am Freitag, 20. September einen Vortrag zu autonomen Waffen organisiert. Ein Vertreter der Harvard University und eine Vertreterin von Amnesty International hätten ihr Wissen teilen sollen.

Kurz vor Beginn dann aber der Schock. Die ETH-Leitung entschied sich kurzfristig dazu, die Veranstaltung zu verbieten und schloss die Türen zum Raum D1.1 im Hauptgebäude.

ETH erntet Kritik bezüglich Meinungsfreiheit

Im Gespräch mit dem «Tages-Anzeiger» zeigt sich ein Sprecher der Organisatorengruppe nun besorgt. Es handle sich bei der Entwicklung autonomer Waffensysteme (AWS) um ein hochaktuelles Thema.

Ein russischer Soldat setzt eine autonome Drohne mit Sprengsatz ein. - keystone

Zudem sei der AWS-Einsatz in der Ukraine und in Gaza ein relevantes Forschungsgebiet der ETH und anderer Universitäten. In Zusammenarbeit mit anderen staatlichen und industriellen Institutionen seien die Unis an der Entwicklung künstlicher Intelligenz zu dieser Thematik.

Für die Gruppe stehe das Canceln der Veranstaltung im Widerspruch zur Pflicht der Hochschulen, die Meinungsfreiheit zu garantieren. Weiter bezeichnen sie die Massnahme der ETH-Leitung als «eklatanten Akt der Zensur».

ETH: «Antiisraelische Gruppierung» hinter Veranstaltung

In einem Schreiben an die Gruppe Tech ETHics habe sich die ETH-Leitung nun erklärt: «In den Links auf den Einladungsplakaten wird ersichtlich, dass es sich um eine antiisraelische Gruppierung handelt.»

Auf Anfrage von Nau.ch verteidigt die ETH die Massnahme: «Die ETH Zürich gewichtet die akademische Meinungsäusserungsfreiheit sehr hoch.» In diesem Fall habe es sich jedoch nicht um eine Lehrveranstaltung der ETH Zürich gehandelt.

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Eine anonym auftretende externe Organisation habe unerlaubt und irreführend das ETH-Logo verwendet. «Niemand von der ETH Zürich hat schliesslich die Verantwortung für die korrekte Durchführung der Veranstaltung übernommen», heisst es weiter.

Erst kurz vor der Veranstaltung sei man dann von einer besorgten Person «auf die problematische Situation» aufmerksam gemacht worden. So habe man auch aufgrund der Kurzfristigkeit die Massnahme ergriffen, den Raum nicht zur Verfügung zu stellen.