Anne Frank und die Schweiz: Ausstellung im Landesmuseum Zürich
Das Landesmuseum zeigt eine Ausstellung zu Anne Frank und der Schweiz. Das bekannte Opfer des Holocausts war in den 30er-Jahren häufiger hierzulande unterwegs.
Das Wichtigste in Kürze
- Das Landesmuseum Zürich zeigt derzeit eine Ausstellung zu Anne Frank.
- Die Ausstellung beleuchtet die weniger bekannten Verbindungen der Familie in die Schweiz.
Das Tagebuch von Anne Frank ist weltbekannt. Das Landesmuseum Zürich konzentriert sich in seiner neuen Ausstellung nun auf die wenig bekannten Verbindungen der Familie Frank zur Schweiz. Von hier aus wurde das Tagebuch erstmals publiziert, von ihrem Vater Otto, dem einzigen Überlebenden der versteckten Familie.
Anne Frank, ihre Schwester Margot sowie ihre Mutter Edith überlebten die Konzentrationslager des Zweiten Weltkriegs nicht. Nur Vater Otto blieb am Leben und kehrte 1945 aus Auschwitz zurück.
Im Jahr 1952 zog er zu seiner Schwester Leni nach Basel. Nach einigem Zögern entschied er sich, die Tagebuchnotizen seiner ermordeten Tochter zu publizieren. Noch im selben Jahr erschien eine erste Ausgabe des Tagebuchs, heute ist es Teil der Weltliteratur.
Teile der Familie von Anne Frank lebte in der Schweiz
Die Schweiz spielte immer eine wichtige Rolle im Leben der Familie Frank. Ottos Schwester Leni war 1929, zur Zeit der Weltwirtschaftskrise, von Frankfurt nach Basel ausgewandert.
Sie selbst handelte in Basel mit Antiquitäten. Ihr Mann baute eine Filiale für «Opekta Geliermittel» auf, mit dem die Hausfrauen damals Konfitüre einkochten. Als Kind war Anne Frank deshalb häufig bei ihrer Verwandtschaft in der Schweiz.
In der neuen Landesmuseum-Ausstellung sind unter anderem Fotos aus Sils-Maria zu sehen, wo Anne Frank jeweils die Sommerferien verbrachte. Im Winter fuhr die Familie gerne nach Adelboden. Als Geschenk gab es Frigor-Schokolade.
Flucht, Versteck, Verrat
Bei Kriegsbeginn müssen sie von Deutschland nach Amsterdam emigrieren. Dort verstecken sie sich schliesslich von 1942 bis 1944 im Hinterhaus der dortigen Opekta-Geliermittel-Filiale, welche Vater Otto aufgebaut hatte. Angestellte versorgen die Familie und weitere jüdische Vertriebene während zwei Jahren mit Lebensmitteln.
Wer die Familie im Jahr 1944 an die Nazis verriet, ist trotz vieler Theorien bis heute nicht geklärt. Martin Dreyfus, Stiftungsrat der Anne Frank Stiftung, geht davon aus, dass diese Frage wohl auch nicht mehr geklärt werden kann. Das sagte er am Mittwoch beim Medienrundgang. Otto Frank starb 1980 in Basel.
Ausstellung zeigt von Auto-Partei gestohlenes Holocaust-Mahnmal
Ein Wiedersehen gibt es bei dieser Ausstellung mit der Eisenplastik «Shoah» des 2021 verstorbenen Künstlers Schang Hutter. Das Mahnmal für den Holocaust steht gleich beim Haupteingang zum Landesmuseum. 1998 hatte der Solothurner Künstler die Eisenplastik vor dem Bundeshaus platziert, als Kritik an der Schweizer Flüchtlingspolitik im Zweiten Weltkrieg.
Die rechtsnationale Freiheits-Partei, später in Auto-Partei umbenannt, transportierte den «Hutter'schen Schrottklotz» in einer Nacht- und Nebelaktion ab. Das Holocaust-Mahnmal erhielt danach Gastrecht auf dem Zürcher Paradeplatz.
Die Ausstellung «Anne Frank und die Schweiz» im Landesmuseum Zürich ist vom 9. Juni bis am 6. November 2022 geöffnet.