Autoimporteure verfehlen CO2-Ziele zum vierten Mal in Folge

Die 2019 in der Schweiz neu zugelassenen 314'000 Personenwagen entlassen mehr CO2 in die Luft als erlaubt. Den geltenden Zielwert von 130 Gramm CO2 pro Kilometer haben die Autoimporteure zum vierten Mal in Folge verfehlt.

Ein SUV auf einem Parkplatz in Zürich: Neuwagen haben 2019 mehr CO2 pro Kilometer ausgestossen als erlaubt. (Themenbild) - sda - KEYSTONE/GAETAN BALLY

Die durchschnittlichen CO2-Emissionen der Neuwagen lagen mit rund 138,1 Gramm pro Kilometer sogar leicht höher als 2018, wie das Bundesamt für Energie (BFE) am Donnerstag mitteilte.

Auch der durchschnittliche Treibstoffverbrauch von 6,18 Litern Benzinäquivalent lag 2019 bei den Neuwagen um 1,6 Prozent höher als im Vorjahr.

Der Zielwert von 130 Gramm wurde noch nie erreicht: 2015 wurde er um 5 Gramm, in den Jahren 2016 und 2017 um jeweils 4 Gramm und 2018 um fast 8 Gramm verfehlt, wie das Eidgenössische Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) bereits im Februar informiert hatte.

Der CO2-Ausstoss hat 2019 laut BFE erneut zugenommen, weil mehr Allradfahrzeuge verkauft wurden, die Autos ein höheres Leergewicht hatten und weil erneut weniger Dieselfahrzeuge verkauft wurden. Zudem dürften die realitätsnäheren Werte, die das neue genormte Prüfverfahren für die Messung des Treibstoffverbrauchs und der Abgaswerte ergibt, die leichte Erhöhung des CO2-Ausstosses mitbegünstigt haben.

Ohne den Einfluss der Elektrofahrzeuge würde der durchschnittliche Wert des CO2-Ausstosses von Neuwagen laut BFE bei rund 145 Gramm pro Kilometer liegen. Der Anteil der Elektrofahrzeuge an den zugelassenen Neuwagen lag 2019 bei 5,6 Prozent. Im Vorjahr lag dieser Anteil erst bei 3,2 Prozent.

Die Autoimporteure wurden wegen der erneuten Überschreitung des Zielwertes beim CO2-Ausstoss mit Bussen von brutto rund 78 Millionen Franken belegt, rund 47 Millionen mehr als 2018. 98,5 Prozent der Sanktionslast entfällt dabei auf die 79 Grossimporteure. Der Nettoertrag von rund 76 Millionen Franken wird laut BFE dem Nationalstrasssen- und Agglomerationsverkehrsfonds (NAF) zugewiesen.

Für den Verkehrsclub der Schweiz (VCS) sind diese Sanktionszahlungen zu tief, wie er am Donnerstag mitteilte. Sie machten lediglich 0,57 Prozent des Umsatzes oder 250 Franken pro verkauften Neuwagen aus. Das liege bei einem durchschnittlichen Neuwagenpreis von über 43'000 Franken unter der «Wahrnehmungsschwelle» der Käufer. Ein Sanktionserlass, wie ihn die Importeure wegen der Coronapandemie forderten, wäre für den VCS «eine Kapitulation der Klimapolitik vor der Autolobby».

Ab 2015 hätten die CO2-Emissionen von neu zugelassenen Personenwagen im Durchschnitt auf 130 Gramm pro Kilometer gesenkt werden sollen. Dieser Wert galt bis Ende 2019. Seit Anfang 2020 gilt der Zielwert von 95 Gramm CO2 pro Kilometer. Ab 2020 fallen auch neu zugelassene Lieferwagen und leichte Sattelschlepper unter die CO2-Emissionsvorschriften. Deren Ausstoss ging 2019 gemäss BFE leicht zurück.