Basel oder Genf? Am Freitag wird der ESC-Austragungsort bekannt
Am Freitag wird entschieden, ob Basel oder Genf den ESC 2025 austragen wird.
Basel oder Genf: Am kommenden Freitag wird bekannt, welche der beiden Schweizer Städte den Eurovision Song Contest (ESC) 2025 austragen wird. Um 10 Uhr wird die Vergabe über die offiziellen Kanäle kommuniziert. Dies sagte ein SRG-Sprecher der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Erhält Basel den Zuschlag, wird laut Regierungspräsident Conradin Cramer (LPD) die St. Jakobshalle zum Haupt-Austragungsort des ESC. Die Kosten schätzt die Regierung auf 30 bis 35 Millionen Franken.
Wird Genf dagegen zum Schauplatz des grössten Gesangswettbewerbs der Welt, würde das Palexpo-Messegelände direkt beim Flughafen zur Austragungsstätte. Die Kosten hier werden gemäss Stadtpräsidentin Christina Kitsos (SP) auf rund 30 Millionen Franken geschätzt.
163 Millionen Zuschauer
Der künftige Austragungsort darf mit einem riesigen Werbeeffekt rechnen. Schliesslich schauten im vergangenen Mai während den drei TV-Liveshows 163 Millionen Menschen zu. Laut dem Schweizer Fernsehen waren es knapp 800'000 allein in der Schweiz.
Jean-Marc Richard, der den ESC seit über 30 Jahren für das Westschweizer Fernsehen RTS kommentiert, räumt Basel grössere Chancen ein. Gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte er, das Interesse für den ESC sei in der Deutschschweiz grösser. Zwar sei die Resonanz in der Westschweiz seit dem dritten Platz des Freiburgers Gjon's Tears 2021 gestiegen. Die Deutschschweiz weise aber eine grössere Nähe zum Englischen und zu den Unterhaltungsformaten der Eurovision auf.
Hotelpreise in Basel gestiegen: 6000 Franken pro Nacht
Schon vor Bekanntgabe der beiden finalen Städte am 19. Juli schossen in Basel die Hotelpreise für Mai durch die Decke. Dies berichtete die Nachrichtenagentur DPA. Sie bezog sich dabei auf die von der Webseite eines Vier-Sterne-Hotels entnommenen Zimmerpreise.
Diese beliefen sich demnach auf über 6000 Franken pro Nacht. Auf telefonische Reservierungsanfrage ist dieser Preis der Agentur bestätigt worden. Auf Nachfrage habe es dann geheissen, dass wegen der ESC-Vorbereitungen noch keine Preise genannt würden. In Genf hielt man sich demnach zufolge mit 399 Franken pro Nacht in einem Vier-Sterne-Hotel noch im bescheideneren Rahmen.
Nicht nur Jubel, sondern auch Widerstand
Die Aussicht auf den ESC sorgte in beiden Städten gemäss deren Regierungen mehrheitlich für Jubel. Doch es formierte sich auch Widerstand. So drohte die Junge SVP Genf etwa mit einem Referendum, sollte die Stadt den Zuschlag erhalten.
«Während viele wichtige Bereiche finanzielle Unterstützung benötigen, ist es nicht zu rechtfertigen, Millionen für eine so kontroverse Veranstaltung auszugeben.» Dies teilte die Junge SVP mit. Auch die Eidgenössisch-Demokratische Union (EDU) hatte im Juli ein Referendum gegen die verschiedenen ESC-Kredite der Bewerberstädte angekündigt. Diese sollen dem Volk zur Abstimmung vorgelegt werden, forderte die EDU.
Das Risiko von Referenden fliesse in die Städte-Bewertung, die sich für die Austragung des ESC beworben haben mit ein. «Das Zustandekommen eines Referendums würde noch nicht zwingend bedeuten, dass die Stadt die vereinbarten Leistungen nicht erbringen kann. Es bedeutet vorerst nur, dass es zu einer Volksabstimmung kommt», sagte der Leiter der SRG Medienstelle, Edi Estermann.
Referendum ergriffen
Falls in der Volksabstimmung der Kredit abgelehnt würde, so sehe der Vertrag mit der Stadt vor, was dann geschieht. Der ESC werde auf jeden Fall stattfinden, hiess es weiter. Im Zentrum stehe die Fernsehshow, die 150 bis 200 Millionen Zuschauende erreicht. Die übrigen Events müssten in diesem Fall hinterfragt werden.
Bevor Zürich aus dem Rennen als Austragungsort ausgeschieden ist, machte sich auch dort Unmut breit. Und zwar vonseiten der Jungen SVP und vom Bund der Steuerzahler. Sie ergriffen das Referendum gegen den 20-Millionen-Kredit der Stadt.
Ähnlicher Gegenwind machte sich auch in Bern bemerkbar. Exponenten der SVP und der Grün-Alternativen Partei hatten den Referendumsbogen zur Vorprüfung eingereicht. «Wunderbar», kommentierte schliesslich Stadträtin Simone Machado (Grün-Alternative Partei) das Aus der gemeinsamen Kandidatur von Bern und Biel.
ESC nach 36 Jahren wieder in der Schweiz
Wo der Grossanlass auch stattfinden wird: Er wird historisch. Denn mit Nemos Sieg («The Code») kommt der Gesangswettbewerb erstmals seit 36 Jahren zurück in die Schweiz. Traditionsgemäss findet der Wettbewerb jeweils im Land der Siegernation des Vorjahres statt.
1988 gewann Céline Dion mit dem Song «Ne partez pas sans moi» den Contest für die Schweiz in Dublin. Demnach wurde er im darauffolgenden Jahr im Palais de Beaulieu in Lausanne durchgeführt.
Am 24. Mai 1956 fand der erste «Grand Prix Eurovision de la Chanson» im Teatro Kursaal in Lugano statt. Für die Schweiz ging Lys Assia an den Start, die mit ihrem Lied «Refrain» gleich am meisten Punkte holte.