Das Zürcher «Grüezi» breitet sich in Basel aus
Auch weit über die Zürcher Kantonsgrenze hinaus begrüsst man einander mittlerweile mit «Grüezi». Die Begrüssungsformel «Guete Tag» wird immer weiter verdrängt.
Das Wichtigste in Kürze
- Das «Grüezi» breitet sich immer mehr aus.
- Dafür wird das Gebiet, in dem man «Guete Tag» sagt, kleiner.
- Ein Forscher erklärt, woran es liegt.
Egal ob auf dem Dorfplatz oder beim Wandern in den Bergen – vielerorts grüsst man einander. Je nach Region fällt die Wahl jedoch auf andere Grussformeln. Die Palette ist gross und reicht von «Grüessech», «Sali» und «Guete Tag» bis hin zu «Grüezi».
Traditionell kommt die Grussform «Grüezi» aus der Ostschweiz, während man in der westlichen Deutschschweiz eher «Grüessech» sagt. Aber: Das «Grüezi», das man gut aus Zürich kennt, breitet sich immer mehr aus.
«Die östliche Form ‹Grüezi› hat sich immer mehr verbreitet», erklärt Linguist Adrian Leemann gegenüber Nau.ch. Der Forscher an der Universität Bern hat für den «Dialäktatlas» untersucht, wie sich die Schweizer Dialekte seit 1950 verändert haben.
Leemann erklärt: «In Zürich sagte man früher neben ‹Grüezi› auch noch ‹Grüez Gott› oder ‹Gott grüezi›.» Das «Grüezi» habe sich von Osten aus in Richtung Nordwesten, Zentralschweiz und Graubünden ausgebreitet – bis nach Basel.
Dort habe man zwar schon früher «Griezi» gesagt, also «Grüezi» einfach mit «i» statt «ü». Aber: «Das ‹Grüezi› gab es damals, je nach Tageszeit, gemischt mit anderen Grussformeln wie ‹Guete Tag› und ‹Gueten Oobe›», so Leemann.
«Wir sehen, dass dort, wo man früher ‹Guete Tag› sagte, jetzt immer öfter mit ‹Grüezi› gegrüsst wird.»
In Basel-Stadt sei es zwar noch gemischt. «Doch in Basel-Landschaft geht es immer mehr Richtung ‹Grüezi›», sagt Leemann.
«Guete Tag» muss «Grüezi» Platz machen
Aber warum setzt sich ausgerechnet das «Grüezi» durch und nicht eine andere Grussformel? Leemann erklärt: «Zürich ist ein grosses ökonomisches Zentrum.»
Viele Menschen würden nach Zürich pendeln oder seien dorthin gezogen.
«Dabei vermischt sich der Dialekt», so der Forscher. «Und wenn Dialekte so aufeinandertreffen, setzt sich meistens die Form durch, die in der grösseren Stadt gesprochen wird.»
«Grüessech» bleibt stabil
Das heisst aber nicht, dass heute weniger Leute mit «Grüessech» grüssen als früher. «Das Gebiet, in dem man ‹Grüessech› sagt, ist relativ stabil geblieben», sagt der Dialektforscher.
Die Grussformel «Guete Tag» hingegen sei «stark zurückgegangen». «Dort ist ‹Grüezi› gekommen», hält der Linguist fest.
Er betont aber: «‹Grüezi› ist ein dramatisches Beispiel, wie Wörter sich verbreiten. Nicht alle setzen sich so dramatisch durch.»