Ermittlungen wegen Polizeieinsatz gegen Baukartell-Whistleblower
Im Fall des Bündner Baukartells lässt der zuständige Regierungsrat Christian Rathgeb (FDP) das Vorgehen der Polizei gegen den Whistleblower im Juni 2017 von der Staatsanwaltschaft prüfen. Dieser hat mit seinen Hinweisen den grössten Bauskandal in der Schweizer Geschichte aufgedeckt.
Das Wichtigste in Kürze
- Bündner Bauunternehmer sollen über Jahre hinweg die Preise abgesprochen haben.
- Der Polizeidirektor lässt nun einen Polizeieinsatz gegen den Whistleblower prüfen.
- Die Untersuchung erhält politische Brisanz, da der aktuelle Polizeidirektor für einen Sitz im Regierungsrat kandidiert.
Wie die «NZZ am Sonntag» erfuhr, erstattete der Bündner Justiz- und Sicherheitsdirektor Christian Rathgeb Anzeige gegen unbekannt, um einen Polizeieinsatz gegen Adam Quadroni, der die Weko-Untersuchung einst ins Rollen gebracht hatte, untersuchen zu lassen.
Man werde nun abklären, ob sich Polizisten strafrechtlich relevanter Taten schuldig gemacht hätten, sagte Staatsanwalt Bruno Ulmi. Eine Spezialeinheit hatte im Juni den ehemaligen Bauunternehmer Quadroni festgenommen, um ihn fürsorgerisch unterzubringen.
Whistleblower im Visier
Wegen Aussagen von dessen Frau, die sich mit ihm zerstritten hatte und die Gefahr geltend machte, er könnte sich und andere töten, schritt die Polizei ein. Gefesselt und mit verbundenen Augen wurde er in die psychiatrische Klinik in Chur gebracht. Vier Tage später entliessen ihn die Ärzte, weil sie ihn als nicht gefährlich einstuften.
Politisch brisant ist die Anzeige der Zeitung zufolge, weil sie den Verantwortungsbereich von Polizeikommandant Walter Schlegel betrifft. Dieser möchte am 10. Juni für die SVP in die fünfköpfige Regierung gewählt werden, sein Vorgesetzter Rathgeb kandidiert für eine weitere Amtszeit.
Weitere Abklärungen im eigentlichen Fall
Weiterhin offen ist gemäss dem Bericht, ob auch im Zusammenhang mit den jahrelangen Preisabsprachen im Hoch- und Tiefbau ein Verfahren eröffnet wird. Dazu würden noch weitere Hinweise gesammelt und weitere Vorabklärungen getroffen. Der Whistleblower Quadroni seinerseits erhält indes gesellschaftliche Solidaritätsbekundungen.