Ex-CS-Chef Grübel kritisiert Management der Grossbank scharf
Ex-CS-Chef Grübel kritisiert die Credit Suisse scharf. Das Management funktioniere nicht, weshalb viele Manager die Bank verlassen würden.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Führung der Credit Suisse funktioniert laut Ex-CS-Chef Oswald Grübel nicht.
- Aktionäre müssten bei der Besetzung des Verwaltungsrates Druck auf die Führung ausüben.
- Dass es zu einer Übernahme kommt, glaubt er trotz der Krisen nicht.
Der frühere Credit-Suisse-Chef Oswald Grübel hat das gegenwärtige Management der Grossbank scharf kritisiert. «Wenn ein Unternehmen über Jahre so viele Krisen erlebt, dann liegt der Grund im schlechten Management», sagte der 78-jährige Bankier der «NZZ am Sonntag».
Weil die Führung nicht funktionierte, hätten viele hervorragende Manager die Bank mit 50'000 Beschäftigten verlassen, sagte Grübel. Er war von 2003 bis 2007 selber CEO der CS.
Grübel: Archegos und Greenhill-Debakel hätten nie passieren dürfen
Die Abgänge hätten auch zu den Milliardenverlusten im letzten Jahr geführt. Die jüngsten Skandalen um den US-Hedgefonds Archegos und um die «Greensill»-Anlagefonds gehörten in die Kategorie «Anfängerfehler». Mit einer guten Risikokontrolle hätten diese niemals passieren dürfen.
Die Aktionäre der Bank müssten mehr Druck auf die Führung ausüben, forderte Grübel, insbesondere bei der Besetzung des Verwaltungsrates. «Es braucht auch hier Personen, welche das Geschäft à fond kennen.»
Die Bank brauche eine glaubwürdige Identifikationsfigur, welche die Belegschaft hinter sich scharen könne, meinte Grübel. Die Credit Suisse leide gegenwärtig unter internen Spannungen zwischen der schweizerisch geprägten Kultur und dem angelsächsischen Geschäftsverständnis.
Trotz der Schwäche der Bank glaubt Grübel nicht an eine Übernahme. Die Finanzmarktaufsicht würde nach seiner Einschätzung ihr Veto gegen einen solchen Verkauf einlegen. Zudem würden viele Privatkunden ihr Geld bei der CS wegen der Stabilität in der Schweiz anlegen. Wenn ein ausländischer Konzern die Bank kaufe, würden wohl viele Kunden dann zu einer anderen Schweizer Bank wechseln, erklärte der Bankenfachmann.