Frauenstreik: Autorin und Performerin Sandra Künzi streikt
Auch im Unterhaltungsbereich kommen Frauen oft zu kurz. Kein Witz – leider. Darum geht auch Satirikerin Sandra Künzi an den Frauenstreik.
Das Wichtigste in Kürze
- Am 14. Juni findet in der Schweiz der zweite nationale Frauenstreik statt.
- Mit dabei sein wird auch die Satirikerin Sandra Künzi.
- Sie fordert eine Frauenquote, damit alle sich die Mühe machen, gute Frauen zu suchen.
Am 14. Juni findet der zweite eidgenössische Frauenstreik statt. Der zweite? Ja, denn bereits 1991 streikten die Schweizerinnen.
Auf dem Forderungskatalog – damals wie heute – standen unter anderem Chancen- und Lohngleichheit.
Wenn wir schon einen Frauenstreik hatten – warum braucht es denn noch einen zweiten? Nau hat da mal nachgefragt. Bei Politikerinnen und Gewerkschaftlern, Männerberatern und Wirtschaftsversteherinnen. Und bei Künstlerinnen, wie Sandra Künzi.
Schon wieder Frauenstreik?
Die Wahl zu haben, ist eine famose Sache. Beim Job, beim Pensum, bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und natürlich auch bei den Erklärungen.
In der Unterhaltungsbranche sei das Ungleichgewicht zwischen Männern und Frauen vielerorts gravierend, sagt Künzi.
«Es beginnt damit, dass in Film und Fernsehen viel öfter Männer gezeigt werden», sagt Künzi. Eine Studie der Universität Rostock unterstrich diese Aussage kürzlich mit Zahlen.
Männer-Übermacht am Kinder-TV
Fast zwei Drittel aller Figuren auf dem Bildschirm sind Männer. Heftig ist es beim Kinderfernsehen. 87 Prozent aller Fantasiefiguren im deutschen Kinderfernsehen sind männlich. «Das ist doch krass», sagt Künzi laut.
Frauen werden vor allem gezeigt, solange sie jung und hübsch sind. Nach dem 30. Lebensjahr nimmt ihre Bildschirm-Präsenz rapide ab.
Gehe es darum, witzig zu sein, stehen die Frauen erst recht zurück. Beobachtet Künzi. «Lustige Männer gelten auch als attraktiv. Lustige Frauen dagegen nicht.»
Kaum Frauen bei SRF-Satire-Sendungen
«Politische Satire zeichnet sich ja dadurch aus, dass sie angriffig, böse, scharf und manchmal auch laut ist. Nicht gerade Eigenschaften, die man den Frauen zugesteht.»
«Schade», findet Künzi. Immerhin heisse es ja, «die Satire». Dem Pronomen könnte durchaus Rechnung getragen werden, hätten die lustigen Frauen mehr Vorbilder. Und mehr Chancen, überhaupt in den Kegel des Scheinwerferlichts zu treten.
Was hilft? Reden, aufmerksam machen, darauf hinweisen, meint Künzi. «Ich habe beispielsweise beim Schweizer Fernsehen angefragt, warum in der neuen Satiresendung late update nur eine Frau mitmacht. Kann es immer nur (k)eine geben?»
Die Antwort habe zu wünschen übriggelassen.
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Nau - Für Sandra Künzi gibt es zu wenig Frauen in den Medien.
Aber was nicht ist, könne noch werden, meint Künzi. Sie selber schwingt nicht nur grosse Reden. Sie setzt ihre Forderungen gleich selber in Tat um. Mit zwei Kolleginnen führt Künzi jeweils im Frühling das Berner Lesefestival «Aprillen» durch.
«Wer gute Frauen sucht, findet sie»
«Wir haben eine Geschlechterquote. Egal ob Frauen oder Männer – wir wollen einfach mindestens 40 Prozent von jedem Geschlecht.» Ein Problem sei das bisher nie gewesen, sagt Künzi.
«Wer gute Autorinnen, Musikerinnen, Satirikerinnen will, der findet sie auch.» Die Quote sei nichts anderes, als ein notwendiger Antrieb. Dafür will sie auch am Frauenstreik einstehen.
Und all jenen Frauen, die allzu oft eben doch nicht gesucht werden, rät Künzi: «Einfach machen. Die Schweizer Komikerin Patti Basler habe zum Beispiel in Eigeninitiative die Seite comedyfrauen.ch lanciert.
Die neuen Medien bieten so viele Möglichkeiten, der Welt zu zeigen, wie gut man etwas kann. Und was man zu sagen hat.» Und wenn das dann mal alle begriffen haben, finden auch die Frauen ihren Weg auf die Bühnen.