Gute Resultate: Apotheker räumt mit Vorurteilen zu Schnelltests auf
Liefern die Antigen-Schnelltests zu ungenaue Resultate? Chefapotheker Martinelli richtet sich nun gegen Skeptiker.
Das Wichtigste in Kürze
- Seit Anfang November werden Antigen-Schnelltests zur Bekämpfung der Pandemie eingesetzt.
- Die Einfachheit und Geschwindigkeit der Methode bringen Unsicherheit und Zweifel mit sich.
- Chefapotheker Enea Martinelli gibt Entwarnung.
Ende Oktober hat der Bundesrat entschieden, dass zusätzlich zu PCR-Tests per 2. November 2020 schweizweit Antigen-Schnelltests auch ausserhalb von bewilligten Laboratorien durchgeführt werden können. Durch die Einführung der Antigen-Schnelltests, welche innerhalb von 15 bis 20 Minuten ein Testergebnis liefern, können mehr Menschen getestet werden.
Auch wird der Zugang zum Testen erleichtert – mehr positive Fälle können nachgewiesen werden und die betroffenen Personen können sich schneller in Isolation begeben.
Eigentlich ein starkes Konzept, welches im Kampf gegen die Corona-Pandemie einen grossen Schritt darstellt. Doch sobald die Tests verfügbar waren, fingen die Diskussionen an. Viele glauben an eine mangelnde Verlässlichkeit der Corona-Schnelltests.
Einige wollen sich nicht testen lassen und wenn doch – dann sicher nur durch einen «richtigen» PCR-Test.
So herrscht trotz des klaren Appells der Regierung in den Testzentren Flaute. Ein Blick in die Kommentarspalte eines Nau.ch-Artikels macht den Frust der Leser spürbar. Doch ohne zu testen bleiben viele Infektionen unerkannt und die tiefen Zahlen wahren einen trügerischen Schein.
Skepsis trotz klaren Vorteilen von Antigen-Schnelltests
Die Skepsis vor den Antigen-Schnelltests ist unbegründet. Die Amavita Apotheken reden von Vorteilen wie der Unabhängigkeit von teuren Laborgeräten, schnellerer Nachweisgeschwindigkeit und tieferen Preisen.
Chefapotheker Enea Martinelli beteuert gegenüber Nau.ch, dass die Schnelltests in der Regel gute Resultate liefern. Der Unterschied läge in der Präzision der Tests – so hänge das Resultat in Wesentlichen mit der Qualität der Probeentnahme zusammen. «Und die ist beim PCR wie auch beim Schnelltest genau gleich.» Dabei sei das Risiko, ein falsches negatives Testresultat zu erhalten höher als dasjenige eines falschen positiven Tests. Letzteres gebe es kaum.
Bei Personen, die nicht zu einer Risikogruppe gehören, sind die Schnelltests gut. Durch ein schnelles Resultat können bei positiven Testresultaten die geforderten Massnahmen sofort getroffen werden.
Schnelltests in Spitälern schützen Personal und Patienten
«Im Spital machen wir Schnelltests beim Eintritt bei Personen, die nicht wegen Corona zu uns kommen, sondern beispielsweise für einen normalen Eingriff oder eine andere Erkrankung, die mit Corona nichts zu tun hat.» So kann sichergestellt werden, dass das Personal sowie andere Patientinnen und Patienten ausreichend geschützt werden können.
Wie Martinelli weiter erklärt, konnte so schon der eine oder andere Fall entdeckt werden, der sonst möglicherweise unbemerkt Leute im Spital angesteckt hätte. «Für die Risikopatienten mit Covid-Symptomen wird jedoch immer der PCR Test gebraucht.»
Auch die Amavita-Apotheken beschreiben Schnelltests zwar als weniger empfindlich als PCR-Tests, jedoch «absolut verlässlich, validiert und vom Bundesrat freigegeben». Doch um die Schweizer davon zu überzeugen, muss die Skepsis mit offensiver Information genommen werden, ist Martinelli überzeugt.
Laut dem Chefapotheker gebe es zu viele selbst berufene Experten welche, ohne die Sache zu verstehen, irgendwelche Dinge in die Welt «hinaus posaunen». So beispielsweise auch, dass in PCR-Tests auch andere Viren angegeben werden. «Das ist sowohl für den Schnelltest wie auch für den PCR-Test völliger Schwachsinn.»
Auch der Schweizerischen Apothekerverband pharmaSuisse macht in seinen Apotheken mit den Schnelltests sehr positive Erfahrungen. Es zeige sich, dass die Tests einem grossen Bedürfnis entsprechen, so Rahel Rohrer von pharmaSuisse gegenüber Nau.ch. «Die Apotheken dürfen mit Stolz behaupten, dass sie einen solidarischen Beitrag als wichtige Anlaufstelle bei Gesundheitsfragen leisten und helfen, die Teststrategie des Bunds durchzusetzen bzw. zu erhöhen.»