In Zürich leben immer mehr Erwerbstätige in WG's

Immer mehr Zürcher bleiben auch nach dem Studium in der WG. Der Grund: Die zentralen Stadtwohnungen sind entweder zu gross – oder zu teuer.

Wohnungsschlüssel liegen auf dem Tisch. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Zürich leben immer öfter auch Erwerbstätige in WG's.
  • Als Single kann man sich nur schwer eine zentrale Wohnung leisten.
  • Ausserdem stimmt das verfügbare Angebot nicht mit den Bedürfnissen überein.

Klickt man sich online durch die Zürcher WG-Inserate ab 1400 Franken Monatsmiete, fällt auf: Nicht Studenten suchen einen neuen Mitbewohner, sondern grösstenteils Erwerbstätige. Darunter Assistenz-Ärzte, Architekten, Psychologen und Lehrer. WGs für Grossverdiener – wieso denn das?

«Immer mehr Erwerbstätige schliessen sich mit Freunden zusammen und mieten als WG ein schönes, teilweise sogar luxuriöses Objekt», bestätigt Martin Waeber, Direktor beim Immobilien-Portal «ImmoScout24» gegenüber Nau. Der Grund: «Als Single kann man sich nur schwer eine schöne Wohnung an optimaler Lage leisten.»

So schliessen sich oftmals drei oder vier gut verdienende Singles für eine teure Luxuswohnung zusammen. Der Stadt ist das Problem bekannt. «Personen in Wohngemeinschaften haben im Mittel dieselbe finanzielle Situation wie Einzelpersonen», weiss man auf Anfrage. Im Schnitt ist das ein steuerbares Einkommen von 45'400 Franken.

«Wohnraum ist teuer und knapp»

In Zürich gibt es nicht nur zu wenige Single-Wohnungen. Sie entsprechen auch nicht mehr dem Zeitgeist.«1,5-Zimmer-Wohnungen besitzen oftmals einen weniger modernen und zeitgemässen Ausbaustandart als sich dies Erwerbstätige wünschen», sagt Waeber.

Für Credit-Suisse Immobilienspezialist Thomas Rieder ist auch ein Problem, dass das heute verfügbare Angebot nicht mit den Bedürfnissen übereinstimme: «Viele Wohnungen in der Stadt wurden vor 1960 gebaut. Damals stand Wohnraum für Einpersonenhaushalte noch nicht im Vordergrund.»

Jeder Fünfte der 20- bis 29-Jährigen lebt in einer WG, wie die Statistik der Stadt Zürich zeigt. Von den 30- bis 34-Jährigen sind es immer noch etwas mehr als jeder Zehnte. Insgesamt leben in Zürich 7,4 Prozent der Bevölkerung in Wohngemeinschaften.

Menschen stehen in Zürich Schlange, um eine Wohnung zu besichtigen. - Keystone