Jetzt wird Berner Dorf wegen Teenie-Ausgangssperre kritisiert

Ab 22 Uhr dürfen unter 14-Jährige in Studen BE nicht ohne Begleitung einer Aufsichtsperson nach draussen. Eine nur schwer umsetzbare Massnahme, finden Experten.

Studen BE will mit einem Ausgehverbot Vandalismus bekämpfen. (Symbolbild) - keysotone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ausgangssperre für Kinder und Jugendliche nach 22 Uhr in Studen BE.
  • Experten zufolge wird die Sperre dem Verhalten voraussichtlich aber kein Ende setzen.
  • Sie könnte sogar zu mehr Missständen führen. Zudem sei eine Kollektivstrafe problematisch.

Bis spätabends draussen herumschleichen, statt ins Bett zu gehen: Damit ist es für Kinder und Jugendliche in Studen BE bald vorbei. Künftig gilt unter der Woche zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens eine Ausgangssperre für unter 14-Jährige. Das hat der Gemeinderat am Montag beschlossen.

Im Dorf hatte es zuvor immer wieder Fälle von Vandalismus gegeben. Der Gemeinderat betonte aber einen anderen Grund: «Der Schutz der Kinder steht im Vordergrund.»

Wie sinnvoll und verhältnismässig ist eine solche Massnahme?

Kollektive Strafe ist «problematisch»

Für Jugendpsychologe Allan Guggenbühl ist der Beschluss «ein Ausdruck der berechtigten Frustration». Allerdings, sagt er, ist das Problem, dass eine Ausgangssperre fast nicht durchsetzbar ist. «Vor allem, weil die persönliche Auseinandersetzung zwischen Kindern und Jugendlichen, die Sachen zerstören, fehlt. Man muss bei Vandalismus reagieren, doch muss es direkt geschehen.»

Auch ist es «problematisch», eine ganze Altersgruppe kollektiv zu bestrafen, sagt Guggenbühl. Das berge nämlich das Risiko, dass sich die Jugendlichen solidarisch zusammentun.

Es sei übrigens auch nicht nur die Aufgabe der Eltern, dafür zu sorgen, dass Kinder nicht nachts draussen herumschleichen. «Sondern aller Anwohner.» Schliesslich handle es sich um öffentliche Räume.

Experte bezweifelt, dass Sperre wirkt

Auch Jugendforscher Simon Schnetzer hält nicht viel von der Ausgangssperre. Sie sollte nur «das letzte Mittel sein», wenn davor schon versucht wurde, eine Lösung mit den Jungen zu finden.

Dieser Ansatz würde nicht nur stärkeres Bewusstsein für die Problematik, sondern am Ende auch Akzeptanz für die Massnahme schaffen.

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«Ansonsten signalisiert die Massnahme allen Jugendlichen, dass sie unter Generalverdacht stehen und die Gemeinschaft ihnen nicht traut», sagt Schnetzer. «Auch ist es ein Signal an die Eltern, das sagt: Wenn ihr eure Kinder nicht im Griff habt, dann müssen wir es eben so regeln.»

Dabei zweifelt der Experte, dass die Querulanten unter den Jungen sich durch ein Verbot überhaupt abhalten lassen würden.