Kilchberg ZH: «Nachwuchs kann es sich nicht leisten, hier zu wohnen»
Kilchberg am Zürichsee ist die teuerste Gemeinde der Schweiz. Der «bunten», internationalen Mischung gefällts. Doch für den Nachwuchs wird es schwierig.
Das Wichtigste in Kürze
- Kilchberg am Zürichsee ist die teuerste Gemeinde in der Schweiz.
- Junge Menschen können wegen der hohen Mietpreise aber kaum ins Dorf ziehen.
- Einwohner kritisieren das knappe Sportangebot im Dorf.
Ein durchschnittliches Einfamilienhaus kostet hier über drei Millionen Franken: Kilchberg am Zürichsee ist die teuerste Gemeinde der Schweiz.
Auch eine einfache 3.5-Zimmer-Mietwohnung kostet schnell 4200 Franken im Monat. Klar ist: Hier zieht nur hin, wer Geld hat.
Überalterte Bevölkerung
Die Problematik: Junge Menschen können sich die hohen Mietpreise oftmals nicht mehr leisten. Folglich besteht die Bevölkerung zunehmend aus Seniorinnen und Senioren. «Der Nachwuchs kann es sich nicht mehr leisten, hier zu wohnen», sagt ein Kilchberger, der anonym bleiben möchte, zu Nau.ch. Das sei bedauerlich.
Eine andere Einwohnerin spricht das Ungleichgewicht zwischen Alt und Jung in der teuersten Gemeinde der Schweiz ebenfalls an.
Hin zu kommt: Ende 2022 waren laut einer ZKB-Studie im Dorf 78,4 Prozent der Villen unterbelegt. Das heisst, dass darin oftmals nur eine oder zwei Personen leben.
Gemeindepräsidentin Phyllis Scholl ist selbst in Kilchberg aufgewachsen. Das Leben in der teuersten Gemeinde der Schweiz empfindet sie als «sehr gut».
Im Alltag spüre man nicht, dass man in der teuersten Gemeinde der Schweiz lebe, so Scholl. Ausserdem «sind nicht alle wohlhabend», sagt sie zu Nau.ch. Das grosse Bevölkerungswachstum und die starke Internationalität seien viel präsentere Themen.
Auch Andrea, die mit ihrer Familie aus Norddeutschland nach Kilchberg gezogen ist, schwärmt von der «bunten Mischung» in der Zürcher Gemeinde. «Vom ersten Tag an» habe sie sich wohlgefühlt. Nach Deutschland zurückzugehen, kann sie sich nicht vorstellen – einerseits wegen der Schweizer Freundlichkeit, andererseits wegen des Wetters.
Günstig? Geht aber auch in Kilchberg. So bietet der Migros-Partner Voi an der Bahnhofstrasse in Kilchberg Migros-Budget-Produkte in seinem Sortiment an. Und auch bei Coop gleich nebenan sind Prix-Garantie-Produkte erhältlich, wie Nau.ch vor Ort sieht.
Kilchberg zählt acht öffentlich zugängliche Parkanlagen direkt am See. Hier können Besucher (gratis) baden oder auch nur flanieren. Der Eintritt ins wunderschöne Seebad kostet sympathische vier Franken für Erwachsene.
Trotz hoher Mietpreise kann in Kilchberg – bei Bedarf – auch bodenständig gegessen werden. Im Schlossgarten gibt es die Pizza ab 20 Franken. In der Hafenbeiz kostet Ghackets und Hörnli 24.50 Franken. Letztere wird von Szenegastronom Michel Pécalrd geführt, der hier aufwuchs.
Eigentumswohnung kommt mit Ferrari
Wer nicht aus Zürich stammt, dürfte das 9300-Seelen-Dorf wegen seines Schoggimuseums und der Fabrik von Lindt & Sprüngli kennen. Ausserdem wurde im See-Spital Kilchberg schon ein TV-Krimi, der Zürcher «Tatort», gedreht.
In Sachen Immo-Preise überholte die Pfnüselküste – an der Kilchberg liegt – die Goldküste schon von ein paar Jahren. Wer im letzten November eine der teuren Eigentumswohnungen «Im Schooren» ergattern wollte, erhielt dazu sogar die Möglichkeit, einen Ferrari Roma ohne Wartezeit zu kaufen. Das Coupé hat einen Wert von über 200'000 Franken.