Kinderspital Zürich: Ärzte-Streit belastet betroffene Eltern
Am Kinderspital Zürich rumort es seit Wochen. Nun melden sich zum ersten Mal betroffene Eltern zu Wort.
Das Wichtigste in Kürze
- Zwischen verschiedenen Abteilungen am Kispi Zürich herrscht ein angespanntes Verhältnis.
- Nun melden sich mit dem Ehepaar Weckermann zum ersten Mal betroffene Eltern zu Wort.
- Sie erlebten, wie sich Ärzte um die Behandlung ihres sterbenden Kindes stritten.
Das Kinderspital Zürich geriet in den letzten Wochen wiederholt in die Schlagzeilen. Die Rede ist von Machtkämpfen zwischen Ärzten verschiedener Abteilungen. Ein Ärzte-Streit führte zudem dazu, dass ein entlassener Assistenzarzt vor zehn Tagen in den Hungerstreik trat. Er protestiert so gegen seinen Rauswurf protestiert.
Das angespannte Verhältnis im Kinderspital sei auch für die Eltern von Patienten spürbar und vor allem belastend. Dies berichtet ein Ehepaar, dass ihr Kind im Kispi verloren hat.
«Zurzeit läuft am Kinderspital Zürich vieles nicht rund»
Die Tochter von Daniel und Johnna Weckermann kam Ende Jahr im Universitätsspital Zürich zur Welt. Gleich ach der Geburt wurde die kleine Sina ins Kinderspital verlegt.
Dort starb sie drei Monate später. Die Eltern akzeptieren, dass ihre Tochter schwer krank geboren wurde. Dem Kispi geben sie keine Schuld.
In einem Interview mit «10vor10» stellen sie deshalb auch klar, dass sie keinesfalls einen Schuldigen für den Tod ihres Kindes suchen. «Wir wissen, dass das Kinderspital jeden Tag Gutes verrichtet. Wir haben auch viele gute Ärzte wie auch Pflegepersonal getroffen», sagt der Vater.
Aber: «Uns liegt am Herzen zu informieren, dass zurzeit am Spital vieles nicht rund läuft – und dass dies für Eltern und Angehörige und sicher auch für die Kinder, teilweise spürbar ist.»
Interne Differenzen unter den Teams hätten beispielsweise dazu geführt, dass wichtige Informationen zwischen den Abteilungen verloren gegangen seien. Zudem sei die Kommunikation mit den Eltern «schlecht». Das Kinderspital habe Mühe, Einwände und Fragen der Eltern genügend wahrzunehmen, so der Vater.
Spital-Direktion gibt Fehler in der Kommunikation zu
Belastend war laut dem Bericht vor allem auch, dass die internen Konflikte am Krankenbett ihrer Tochter ausgetragen worden. «Man fühlt sich dann hilflos und hofft, dass die Experten dann doch zu einer gemeinsamen Lösung kommen. Ganz wohl ist einem dabei aber nicht», so Daniel Weckermann.
Seine Frau Johnna sagt, es sei «immer und immer und immer wieder vorgekommen.» «Wenn du ein sterbendes Kind neben Dir hast, ist das untragbar und traumatisierend.»
Martin Meuli, Direktor der Chirurgischen Klinik, gibt Fehler in der Kommunikation zu. «Die interdisziplinären Teammitglieder sollten, wenn immer möglich, gemeinsam eine Strategie festlegen und sagen, was diagnostisch gemacht wird, was therapeutisch gemacht wird, was die Gründe dafür sind. Und sie sollten sich idealerweise darauf einigen, wie das Wording gegenüber den Eltern ist.» Man sei dabei, Verbesserungen vorzunehmen.
Einfühlsame Ärzte zum Schluss
Die Weckermanns hegen heute keinen Groll mehr gegen das Zürcher Kinderspital. Sie zeigten sich in dem Bericht beeindruckt, wie einfühlsam die Ärzte beim Ableben ihrer Tochter gewesen seien.
In den letzten Stunden hätten sie sich geborgen und getragen gefühlt – auch von jenen, mit denen sie während der Behandlung Differenzen hatten. «Die Ärztin unserer Tochter hat mit uns um sie geweint. Sie hat Sinas Hand gehalten, als sie gestorben ist», so Johnna Weckermann.