Klimastreik-Organisatorin reist 35 Stunden mit Zug in Türkei

Sie organisierte die Klimademos und geht mit sehr gutem Vorbild voran: Marie-Claire Graf (22) reist mit Bus, Zug und Schiff in die Türkei. Ein Interview.

Das Wichtigste in Kürze

  • Marie-Claire Graf organisiert die Klimademos mit.
  • In die Türkei reist sie mit dem Zug statt mit dem Flieger.
  • Party-Jetsetter gebe es in der Klimabewegung nicht, sagt Graf.

Nau.ch: Sie gehören zu den prägenden Köpfen der grössten Demonstrationen jüngster Zeit. Wie erlebten sie die Demo am Samstag?

Marie-Claire Graf: Es war gewaltig, was wir in dieser kurzen Zeit auf die Beine gestellt haben. Das Klima beschäftigt die Menschen. Besonders in der Schweiz ist es speziell, hier ist es nicht so üblich, dass viele Menschen auf die Strasse gehen.

Nau.ch: Aber bringt so eine Demonstration auch längerfristig etwas?

Marie-Claire Graf: Wir fordern, dass der Klimanotstand ausgerufen wird. Damit wird anerkannt, dass wir in einer Krise stecken. Die Bevölkerung muss dann aktiv von den Behörden informiert werden. In London, Vancouver ist das übrigens schon passiert. Wenn wir die Klimakrise nicht lösen können, dann sind bald alle anderen Probleme auch nicht mehr lösbar.

Nau.ch: Sie weilen in der Türkei. Aber Sie sind nicht etwa mit dem Flieger gereist, oder?

Graf: Nein. Mit Zug, Bus, und dem Schiff! Zuerst bin ich nach Istanbul gereist, das brauchte schon 35 Stunden. Von dort gelangte ich mit dem Bus und Schiff nach Izmir. Ich bin hier an einer Nachhaltigkeitskonferenz. Ich informiere mich darüber, wie sich junge Leute in Europa für das Klima einsetzen.

Nau.ch: Vorbildlich. Das klingt nicht gerade nach einer unbeschwerlichen Reise.

Graf: Ja, es war anstrengend, aber sehr schön! Die Reise dauerte sehr lange, so musste ich leider am Samstag bereits während der Klimademo abreisen. Ein Flug ist auch sehr einfach zu buchen, mit Bus und Zug ist es etwas komplizierter. Man braucht eine türkische ID, als Frau darf ich nicht neben einem Mann sitzen – aber das macht die Reise auch interessanter.

Nau.ch: Fliegen Sie gar nie?

Graf: Ich bin auch schon geflogen. Aber ich versuche, meinen CO2-Ausstoss so tief wie möglich zu halten. Ich kaufe wenig ein, ernähre mich vegetarisch. Es gibt in unserer Bewegung viele, die sehr nachhaltig leben.

Nau.ch: Und die anderen Aktivisten der Klimabewegung?

Graf: Man kommt immer wieder in Konfliktsituationen. Gerade, wenn man Familie im Ausland hat und diese besuchen will. Aber es ist wohl niemand bei uns dabei, der für ein Party-Wochenende nach London fliegt.

Nau.ch: Reisen mit Zug, Bus und Schiff ist teurer.

Graf: Ja. Die Reise kostet mich wohl zwei bis drei Mal mehr, als wenn ich geflogen wäre.

Marie-Claire Graf engagiert sich bei der Organisation der Klimademonstration. - zvg