Komitee sammelt Unterschriften gegen die SwissCovid-App

Die Änderung im Epidemiengesetz im Rahmen der SwissCovid-App ist bereits in Kraft. Eine Gruppierung hat nun das Referendum lanciert.

Die SwissCovid-App gilt als Ergänzung zum herkömmlichen Contact Tracing des Coronavirus der Kantone. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Gesetzesgrundlagen der SwissCovid-App wurden gutgeheissen.
  • Die Änderung im Epidemiengesetz ist bis Ende Juni 2022 in Kraft.
  • Eine Gruppierung hat nun das Referendum das Gesetz lanciert.

Über die gesetzlichen Grundlagen für die Corona-Warn-App soll das Stimmvolk befinden. Eine Gruppierung, vorwiegend aus der Westschweiz, hat gegen die Änderungen im Epidemiengesetz das Referendum lanciert. Das Gesetz ist allerdings bereits in Kraft und gilt vorderhand bis Ende Juni 2022.

Das Referendumskomitee hat bis zum 8. Oktober Zeit, um die 50'000 nötigen Unterschriften zu sammeln.

National- und Ständerat hiessen am 19. Juni die Gesetzesgrundlagen für die App gut, mit dringlichen Änderungen im Epidemiengesetz.

Komitee fürchtet «digitale Diktatur»

Eine echte Debatte über die Risiken dieser Tracing Technologie sei dabei nicht geführt worden, kritisiert das Komitee. Zu ihm gehört als einziger Bundesparlamentarier der Walliser SVP-Nationalrat Jean-Luc Addor. Das Komitee fürchtet wegen der App eine «digitale Diktatur» wie in China.

Den Ursprung habe das Komitee, das unter dem Titel «Stop Swiss Covid» auftritt, in der Westschweiz. Dies sagte sein Sprecher François de Siebenthal der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Montag auf Anfrage. Nach und nach breite sich die Opposition gegen die App aber auf das ganze Land aus.

Die App müsse die Betriebssysteme von Google und Apple durchlaufen, argumentiert das Komitee. Da bestehe die Gefahr, dass die Internetgiganten Daten abschöpfen könnten. Auch bestehe bei der eingesetzten Bluetooth-Technologie ein Missbrauchsrisiko. «Falsch positive Fälle» und unnötige Quarantäne-Verfügungen könnten die Folgen sein.

Fast eine ganze Million aktive Nutzer zählt die Swiss-Covid-App. - Keystone

Das Epidemiengesetz schreibt vor, dass «alle angemessenen technischen und organisatorischen Massnahmen» getroffen werden müssen. Dies, damit keine an dem System teilnehmenden Menschen bestimmbar werden. Daten dürfen ausschliesslich auf den einzelnen Mobiltelefonen gespeichert werden. Wenn sie für eine Benachrichtigung nicht mehr nötig sind, müssen sie gelöscht werden.

Mit ausländischen Systemen kann das Proximity Tracing System verbunden werden, wenn der jeweilige Staat ein «angemessener Schutz der Persönlichkeit» gewährleistet.

«Gesellschaftlicher Druck»

Das Komitee macht auch geltend, dass «gesellschaftlicher Druck» ausgeübt werden könnte, die App zu verwenden. Das Gesetz schreibt derweil ausdrücklich vor, dass das Herunterladen und Einsetzen der App freiwillig sein muss. Es darf niemand benachteiligt werden, der die App nicht verwendet.

Das Komitee macht schliesslich auch geltend, dass die befristet geltenden Änderungen im Epidemiengesetz auf immer eingeführt werden könnten. So sei es seinerzeit auch bei der direkten Bundessteuer oder bei der Autobahnvignette geschehen, schreibt es dazu.

Alain Berset wurde 2012 Bundesrat und übernahm das Amt des Vorstehers des Eidgenössischen Departements des Innern. Im Juni 2023 kündigte er seinen Rücktritt an. - dpa

Die gesetzlichen Grundlagen für die App hatte das Parlament Anfang Mai in der ausserordentlichen Session mit einer Motion verlangt. Der Bundesrat nannte den Vorstoss unnötig. Gesundheitsminister Alain Berset verwies auf die schon damals weit fortgeschrittenen Arbeiten. Datenschutz, dezentrale Speicherung und die freiwillige Nutzung seien bereits berücksichtigt.