Konkurrenz sabotiert St. Galler Tankstellen-Chef wegen tiefer Preise

Ein neuer Anbieter mischt mit seinem günstigen Treibstoff das Tankgeschäft in Gossau SG auf. Die Konkurrenz versucht offenbar, gegen ihn vorzugehen.

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Nau.ch/Nico Leuthold - Tankstellenbesitzer Michael Knobel im Nau.ch-Interview.

Das Wichtigste in Kürze

  • In Gossau SG sind die Benzinpreise wegen eines neuen Anbieters massiv gesunken.
  • Allen in der Tankstellenbranche gefällt diese Entwicklung nicht.
  • Der Besitzer vermutet gar, dass er deswegen von Logistikern boykottiert wird.

Michael Knobel hat mit seiner Etzelpark-Tankstelle in Gossau für einen regelrechten Preissturz gesorgt. Das Benzin ist in der St. Galler Stadt deutlich günstiger zu haben als anderswo in der Schweiz.

Bei ihm kostet Bleifrei 95 nur 1.59 Franken – im Schweizer Schnitt sind es laut TCS 1.79 Franken. Knobel ist also 20 Rappen billiger pro Liter.

Die Preispolitik von Knobel setzt auch andere Anbieter unter Druck, nachzuziehen.

Nau.ch-Aufnahmen vor Ort zeigen: Das Modell scheint erfolgreich zu sein, die Autos stehen sogar Schlange, um zu tanken. Knobel sagt: «Die Leute kommen schon aus einem gewissen Umkreis in Gossau Ost tanken.»

Das habe aber auch damit zu tun, dass die anderen Anbieter in der Umgebung ebenfalls heruntergehen mit den Preisen. «Mein Preis wird regelmässig eins zu eins kopiert. Dann sind die Unterschiede zu anderen Regionen sehr gross und auch die Kapazität ist vorhanden.»

Andere nehmen «zu viel» Marge

Es mache auch Sinn, dass die Leute hierhin fahren, so Knobel weiter. Bei 20 Rappen Unterschied spare man schnell einmal zehn Franken.

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Nau.ch/Nico Leuthold - Tankstellenbesitzer Michael Knobel im Nau.ch-Interview.

Ob die teureren Anbieter schlicht zu viel verdienen, kann Knobel nicht recht beurteilen. Es gebe aber beim Benzin schon «zu viel Marge» pro Liter. Wo das Geld hingehe, wisse er nicht. «Vielleicht wird es auch gebraucht, weil gewisse strategische Entscheidungen anders getroffen werden als bei mir.»

Für Knobel ist klar: «Ich persönlich würde nicht pro Liter 40 oder 30 Rappen verdienen wollen. Das wäre mir zu hoch.» Er fühle sich wohl zwischen zehn und 20 Rappen.

Konkurrenz versucht, Lieferungen zu boykottieren

Doch Knobels Günstig-Preise bringen ihm nicht nur Freunde. Er habe es mit Boykotten zu tun, die Logistik sei in der Ostschweiz umständlicher als anderswo. Knobel vermutet, dass das mit anderen Tankstellen zu tun habe.

Er habe noch nie so viel Unterstützung erhalten wie in der Ostschweiz, sagt er. Aber: «Was jetzt mit Konkurrenten passiert, habe ich noch nie erlebt», sagt er fassungslos. Denn diese würden versuchen, die Lieferungen zu ihm zu boykottieren. «Sie versuchen, Einfluss zu nehmen auf die Verkäufer, die an mich verkaufen.»

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Knobel ist empört über die Sabotage der Konkurrenz. «Wir sind in einer freien Marktwirtschaft», sagt er. Wenn die Gegner mit solchen Boykotten durchkommen würden, dann würde das letztlich die Bevölkerung spüren. Denn dann würden die Benzinpreise wieder steigen.

Wegen dieser Situation in der Ostschweiz habe er rund zwei Rappen pro Liter Mehrkosten. Diese will Knobel aber nicht auf die Kunden abwälzen. «Die Mehrkosten gehen von meinem Gewinn ab.»

Leute fahren nicht extra für Benzin nach Gossau

Gegenüber Nau.ch äussern sich auch mehrere Autofahrer vor Ort zum Günstig-Benzin. Es zeigt sich: Kaum einer fährt extra hierher – aber man tankt gleich in Gossau, wenn man sowieso schon dort ist.

Ormi verbindet das Tanken beispielsweise mit Besuchen bei ihrer Schwester, die in Gossau lebt. Extra herfahren würde sie aber nicht. Denn so würde sie das eingesparte Geld durch die Fahrt gleich wieder verlieren.

Auch Joe fährt nicht nur zum Tanken nach Gossau – er habe aber gewusst, dass es hier günstig sei. «Wir haben dann gesagt, dass wir mal hier tanken gehen, wenn wir schon einkaufen gehen müssen.» Er hoffe jetzt, dass die günstigeren Preise in St. Gallen selbst auch bald Einzug halten.

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Nau.ch/Nico Leuthold - Die Kundschaft freut das Spar-Benzin: «Das sind zwei Kafi, das ist es sicher wert.»

Martin sagt, dass er nur fünf Minuten bis zur Tankstelle habe. Er sei durch Werbung auf das Angebot aufmerksam geworden. Er freut sich über die günstige Tankstelle, denn: Zehn Franken – «das sind zwei Kafi, das ist es sicher wert.»