Bekommt die Schweizer Armee mit Brigadier Seewer eine Chefin?
Der Chef der Schweizer Armee, Philippe Rebord, tritt zurück. Wer könnte seinen Platz einnehmen? Eine Frau? Nur eine hat – geringe – Chancen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Chef der Armee, Philippe Rebord, tritt wegen Hüftproblemen von seinem Posten zurück.
- Die Nachfolge wird von einer Findungskommission geregelt. Gute Chancen hat Claude Meier.
- Theoretisch wäre es auch möglich, dass die Armee eine neue Chefin bekommt.
Als er im Sommer durch die Berge wanderte, machten seine Hüften erstmals nicht mehr mit. Nun nimmt Armeechef Rebord, der vor lauter Schmerzen kaum noch gehen oder stehen kann, den Hut.
Seine Nachfolge soll bis im Herbst geregelt sein. Das erklärte VBS-Chefin Viola Amherd an der heutigen Medienkonferenz. Rekrutiert werden die möglichen Nachfolger von einer eigens dafür einberufenen Findungskomission.
Für den Chefposten gibt es diverse Anwärter.
Wahrscheinlich ist, dass der neue Chef der Armee mindestens den Grad eines Divisionärs bekleidet. Zwingend aber sei das nicht, betonte Amherd. Theoretisch könnte auch ein Miliz-Militär – oder jemand mit einem tieferen Grad – Rebord nachfolgen.
Der Aussichtsreichste: Claude Meier
Wer auf die alten Strukturen achtet, kommt nicht umhin, Divisionär Claude Meier die besten Chancen einzuräumen.
Meier ist Chef des Armeestabes und wird nicht nur in der Schweizer Armee für seine Arbeit gelobt. Auch bei Politikern von links bis rechts ist Meier respektiert.
Der aktuelle Stellvertreter: Aldo C. Schellenberg
Aktuell ist Korpskommandant Aldo C. Schellenberg Rebords Stellvertreter. Obwohl bereits Rebord vom Stellvertreter zum tatsächlichen Chef erhoben worden ist, stehen die Chancen für Schellenberg eher schlecht.
Er wurde bereits einmal übergangen: Bei der Blattmann-Nachfolge entschied man sich gegen ihn und für Rebord. Zudem ist Schellenberg mit seinen 60 Jahren wohl zu alt.
Die höchste Frau: Germaine Seewer
Erst vor kurzem übernahm Brigadier Germaine Seewer die Führungsunterstützungsbrigade, ihre erste Brigade. Als erste Frau bekleidet Seewer den dritthöchsten Rang in der Armee.
Über ihr stehen nur noch die Divisionäre, Korpskommandanten und – im Kriegsfall – der General. Damit ist die Walliserin die höchste Frau in der Schweizer Armee.
Gegen Seewer spricht, dass sie erst seit letztem Juni eine eigene Brigade führt. Zudem wird der unterste der drei Höheren Stabsoffiziers-Ränge bei der Wahl zum Chef kaum beachtet.
Für die Walliserin hingegen könnten ihre Wurzeln sprechen. Bisherige Ernennungen zeigen: VBS-Chefin Amherd arbeitet gerne mit anderen Wallisern zusammen.
Zudem schloss die Bundesrätin bei der heutigen Medienkonferenz nicht aus, gar eine Zivilperson in das Amt zu heben. Ausschlaggebend seien «fachliche und sachliche Kriterien. Die Art und Weise zu führen und im Team zu arbeiten», so Amherd.
Ein Walliser für die Schweizer Armee?
Sind Walliser-Wurzeln von Vorteil für die Leitungsposition in der Schweizer Armee? Dann könnte auch Divisionär Roland Favre aus Sitten Chancen auf den Chefposten haben.
Favre ist Höherer Stabsoffizier am Genfer Zentrum für Sicherheitspolitik (GCSP). Zu präsentieren, ist für Favre nichts Neues. Er vertritt das GCSP regelmässig an Konferenzen, Podiumsdiskussionen oder Seminaren.
Divisionär Jean-Paul Theler ist als Projektleiter Unterstützungskommando verantwortlich für Planung und Aufbau der Weiterentwicklung der Armee. Als Mitglied der Armeeführung hat er valable Chancen. Zudem ist der Ausserberger mit seinen 55 Jahren im richtigen Alter.
Die Wahrscheinlichkeit, dass Divisionär Jean-Marc Halter auf den Chefsessel rückt, ist hingegen sehr klein. Der Oberwalliser Halter ist aktuell Verteidigungsattaché in Paris.