Nach Self-Checkout-Kassen: C&A geht bald noch weiter

Immer mehr Schweizer Kleider-Filialen setzen auf Selbstbedienungskassen. In einer nächsten Etappe dürften die Kassen gar gänzlich verschwinden.

Der Pull&Bear-Flagship-Store in Milano: Das Angebot solcher Selbstbedienungskassen dürfte bald Normalität werden. - outpump.com

Das Wichtigste in Kürze

  • Schweizer Kleiderläden setzen immer häufiger auf Selbstbedienungskassen.
  • C&A setzt gar auf eine neue Kassenart, die die Ware automatisch erfasst.
  • In Zukunft würden Kleiderläden ganz auf Kassen verzichten, sagt ein Experte.

Selbst ist der Mann oder die Frau: Kleiderläden wie H&M, C&A, Zara, COS oder Pull&Bear bringen nach und nach die Selbstbedienungskassen (SB-Kassen) in ihre Filialen. Was in den EU-Ländern Trend ist, schwappt auch immer mehr in die Schweiz über.

H&M und Pull&Bear lassen hiesige Kunden schon seit einigen Monaten selbst scannen und bezahlen. Die Self-Checkout-Kassen seien von der Kundschaft sehr gut angenommen worden, berichtet die H&M Group auf Anfrage.

Für Professor Dirk Morschett, Handelsexperte an der Universität Freiburg (CH), ist klar: Wie im Lebensmittelgeschäft werden die Selfcheckout-Kassen auch für Kleiderläden zum Normalfall werden – zumindest in den grösseren Geschäften.

Kauferlebnis rückt in den Vordergrund

Gemäss Morschett gibt es dafür mehrere Gründe: kürzere Wartezeit sowie Personal- und Kosteneinsparungen. Der stationäre Kleiderhandel stehe seit Jahren unter enormen Druck – insbesondere aufgrund des wachsenden Onlinehandels. Schliesslich betrage dessen Marktanteil bereits 30 Prozent.

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Den Trend zum Selbst-Auschecken im Einzelhandel hat auch C&A bemerkt. Grund sei ein genereller Wandel in Unternehmensstrategien. Konzerne fokussieren sich zunehmend auf die sogenannte «Customer Experience», auf das Kauferlebnis der Kundschaft also.

Ein positives Erlebnis erfüllt gemäss C&A folgende Punkte: Benutzerfreundlichkeit, kurze Warteschlangen und Wartezeit sowie einfache, bargeldlose Bezahlung. Alles Punkte, die die Self-Checkouts erfüllen.

In Zukunft scannt ein Sensor automatisch

Nach rund fünf Jahren Self-Checkouts ist C&A sogar bereit für die nächste Optimierung: den sogenannten RFID-Funk (Radiofrequenz-Identifikations-Funk). Dieser ersetzt das Scannen einzelner Artikel.

Konkret heisst das: Ein in der Kasse integrierter Sensor erkennt und deaktiviert die Ware automatisch.

Die Kleider müssen lediglich in einen Korb gelegt werden. Danach kann am Apparat bezahlt werden. Dies sei der zukünftige Standard für Self-Checkout-Kassen, so C&A. Wann genau das eingeführt ist, ist noch nicht bekannt.

Noch weiter in die Zukunft geht Handelsexperte Morschett. Langfristig setze er im Modehandel auf das Konzept «Scan & Go»: Die Ware kann noch während des Einkaufs mit einem Gerät oder dem Smartphone eingescannt und direkt bezahlt werden. So können selbst allfällige Schlangen an den Self-Checkout-Kassen umgangen werden.

Glückliche Kunden, glückliches Unternehmen

«Scan & Go» habe auch für die Unternehmen viele Vorteile: Kundinnen und Kunden könnten direkt identifiziert werden. Dadurch kennen Unternehmen die Vorlieben ihrer Kundschaft und könnten individualisierte Vorschläge machen. Stichwort: Personalisierung.

Auch könne ein Verkäufer nach einem persönlichen Beratungsgespräch so direkt eine unkomplizierte Bezahlung per App anbieten. Dies, so Morschett, sei ein angenehmes Erlebnis, das wiederum die Beziehung zwischen Unternehmen und Kunden stärkt.

Die Verfechter des Menschenkontakts

Mit Personalisierung beschäftigen sich auch der Modehändler PKZ und der Megakonzern Bestseller, die Mutterfirma von Vero Moda oder Jack & Jones. Diese wollen aber weder Self-Checkout-Kassen noch «Scan & Go».

PKZ begründet, man bewege sich im Premium-Segment und lege grossen Wert auf persönliche Beratung und Service. Selber auszuchecken, sei eher ein Thema für Retailer, die im tieferen Segment andere Zielgruppen bedienen.

Doch auch für diese betont PKZ: «Der persönliche Kontakt wird im stationären Handel immer eine wichtige Rolle spielen.»