Ostern – oder feiern wir tatsächlich ein germanisches Frühlingsfest?
Wer hat eigentlich Ostern «erfunden»? Die Christen? Oder haben die etwa bei den Germanen und ihren Frühlingsritualen gespickt?
Das Wichtigste in Kürze
- Ostern fällt auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond.
- Der 22. März ist der frühst-, der 25. April der letztmögliche Termin für Ostern.
- «Ostern» leitet sich womöglich vom altgermanischen Wort «Austro» für Morgenröte ab.
Mit dem Palmsonntag hat die Karwoche, die stille Woche vor Ostern, begonnen. Doch wer bestimmt eigentlich, wann das grosse Eiersuchen stattfindet?
Anders als Weihnachten, das an ein festes Datum gebunden ist, wird das Osterfest jedes Jahr neu berechnet. Die Regel besagt: Die Feier fällt auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond.
So ist der 22. März der frühste, der 25. April der letztmögliche Termin für Ostern. Doch wer hat dieses Zeitfenster festgelegt?
Germanische Tradition?
Die Tatsache, dass das Osterfest auf den 22. März fallen könnte, dem Tag nach der Tag- und Nachtgleiche, führt immer wieder zu Spekulationen. Haben die Christen etwa bei den Germanen gespickt?
Denn am 21. März, wenn Tag und Nacht exakt gleich lange dauern, feierten verschiedene Germanen-Stämme ihre Frühlingsfeste und -riten. Dabei entzündeten sie grosse Frühlingsfeuer, die den Winter vertreiben und neue Kraft spenden sollen.
Diese Tradition überschneidet sich mit jener des Osterfeuers, das vielerorts die Nacht vor dem Ostersonntag erleuchtet. Es wurde wohl tatsächlich von den Germanen übernommen. Und was ist mit dem Osterfest selber?
Grimmscher Fehler
Die Gebrüder Grimm, die sich neben Märchen auch der Sprach- und Mythenforschung annahmen, beriefen sich auf eine germanische Frühlingsgöttin Ostara. Sie soll dem Fest ihren Namen gegeben haben.
Das erkläre, warum lateinische Sprachen ihre Bezeichnung vom jüdschen Pessach ableiten (Französisch: Pâques, oder Italienisch: Pasqua). Damit hat das deutsche Wort reichlich wenig zu tun.
Den neuen Glauben auf alten Bräuchen abzustützen, klingt sinnvoll und wurde von der Kirche auch oft so praktiziert. Doch immer mehr Forscher schütteln den Kopf: Die Göttin Ostara tauche erst im Mittelalter auf.
Sie sei höchstwahrscheinlich eine Erfindung des englische Kirchenhistoriker Beda Venerabilis aus dem 8. Jahrhundert. Dieser habe damit die Vorherrschaft der römischen Kirchentradition durchbrechen wollen.
Ostern – die Morgenröte
Der aktuelle Forschungsstand: Der Name leitet sich höchstwahrscheinlich vom altgermanischen Wort Austro ab: Die Morgenröte oder die östliche Himmelsrichtung.
Das Fest also, bei dem die Sonne wieder genau im Osten aufgeht. Das passt zur kirchlichen Datierung von Ostern als das Fest nach dem ersten Frühlingsvollmond. Es passt aber auch zu allfälligen Frühlingsfesten.