NS-Raubkunst aus St. Gallen für 300'000 Franken verkauft

Das St. Galler Museum gab zwei silberne Segelschiffe freiwillig an Erben zurück. Sie wurden nun für knapp 300'00 Franken verkauft.

Der Erlös der beiden Silberschiffe geht an die Erben von Emma Budge. - Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen gab NS-Raubkunst den Erben zurück.
  • Die zwei silbernen Segelschiffe wurden für knapp 300'000 Franken verkauft.

Die zwei Silberschiffe aus NS-Raubkunst sind für knapp 300'000 Franken in London verkauft worden. Ein Pokal sei am Mittwoch im Auktionshaus Sotheby's in London für 100'000 Pfund, der andere für 118'750 Pfund versteigert worden, teilte das Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen am Donnerstag mit. Mit diesem Betrag sei ungefähr zu rechnen gewesen.

Der Betrag von umgerechnet 295'000 Franken werde unter den Erben der jüdischen Kunstsammlerin Emma Budge verteilt. Zu den Erbberechtigten gehören 35 Privatpersonen und drei Stiftungen.

Die Jüdin Emma Budge war für ihre Kunstsammlung berühmt. Deren Wert soll sich in den 30-ern auf rund 600'000 Franken belaufen haben. - Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen

Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen

Die Schiffe hatten dem Historische und Völkerkundemuseum St. Gallen gehört. Sie waren Teil einer Silbersammlung, welche rund 130 Objekte vom 16. bis 18. Jahrhundert umfasst. Die Sammlung hatte das Museum im Jahr 1968 vom Tessiner Transportunternehmer Giovanni Züst geschenkt bekommen.

Bei der Aufarbeitung der Sammlung, der sogenannten Provenienz-Forschung, hatte sich gezeigt, dass es sich bei den Silberschiffen eindeutig um Objekte handelte, welche Budge von den Nationalsozialisten gestohlen worden waren. Deshalb gab das Museum die Kunstgegenstände im vergangenen November freiwillig und ohne Entschädigung an die Erben zurück.

In der Ostschweiz sei diese Rückgabe von NS-Raubkunst eine der ersten überhaupt. Sie habe dem Museum eine gute Gelegenheit gegeben, für das Thema NS-Raubkunst zu sensibilisieren, heisst es in der Mitteilung.