Pendler fährt mit drei Abos gleichzeitig – Swisspass erklärt
Ein junger Mann pendelt einen Monat lang mit mehreren gültigen Abonnements von Swisspass. Als er den Fehler bemerkt, ist ihm das peinlich.
Das Wichtigste in Kürze
- Ärgerlich: Immer wieder lösen ÖV-Kunden aus Versehen Abos doppelt.
- Das Buchungssystem erlaubt überlappende Abos bewusst.
- Bei versehentlichen Käufen darf man in der Regel auf eine Entschädigung hoffen.
Wenn das nicht das Gegenteil von Schwarzfahren ist ... Nau.ch-Leser Tobias Feldmann* (24) war einen Monat lang mit mehreren gültigen Abos gleichzeitig unterwegs. Als ihm das auffällt, ist ihm das «superpeinlich».
Doch von vorn.
Weil Feldmann jahrelang zwischen zwei Städten für die Uni pendelte, ist er eigentlich treuer GA-Kunde. Doch seit Abschluss des Studiums rechnet sich das Abo nicht mehr für ihn. Als ihm die SBB per SMS die jährliche Kündigungserinnerung schickt, fackelt er nicht lange.
Im Eifer des Gefechts verwechselt er das Datum, bis wann die Kündigung spätestens eingehen muss, mit dem effektiven Kündigungstermin. Das Halbtax sowie das Verbund-Abo für die Stadt Bern löst er dementsprechend einen Monat zu früh.
Ein Monat lang hat er neben dem noch gültigen GA also noch zwei weitere Abos aktiv. Wie kann das sein?
Alliance Swisspass bestätigt Mehrfach-Abos
Alliance Swisspass bestätigt gegenüber Nau.ch: «Bei einem gültigen GA kann man beispielsweise ein Verbund-Abo mit überschneidender Geltungsdauer kaufen. Dies wird vom System nicht geprüft, weil bei GA und Verbund-Abos unterschiedliche Bestimmungen gelten», sagt eine Sprecherin.
Grund dafür: Überlappende Abos sind teilweise gewollt!
Der Libero-Tarifverbund für Bern und Solothurn erklärt gegenüber Nau.ch: «In gewissen Situationen kaufen unsere Fahrgäste bewusst zwei oder mehr Abonnemente, die gleichzeitig gültig sind.»
Ein Beispiel dafür: «Bei Tarifanpassungen kann es sein, dass ein Fahrgast bewusst ein Abonnement zum alten Preis kauft, um Geld zu sparen. Und das bestehende Abonnement weiterlaufen lässt.»
Nationale und regionale Unterschiede bei den Abo-Regelungen
Anders ist es bei nationalen Abos wie GA oder Halbtax, wie Alliance Swisspass erklärt.
«Will ein Kunde oder eine Kundin mit gültigem GA ein Halbtax mit überschneidender Geltungsdauer kaufen, erscheint ein Warnhinweis.» Grund dafür ist der Vertrag im Hintergrund, der automatisch erneuert wird.
Diesen Warnhinweis hat Tobias Feldmann also übersehen.
Wie häufig solche Fälle vorkommen, dazu kann Alliance Swisspass keine Angaben machen. Libero sagt zu Nau.ch, man bekomme «ab und zu» Anfragen von Kundinnen und Kunden, die ein Abo aus Versehen zu früh gelöst haben.
Anspruch auf Entschädigung hängt von Fall zu Fall ab
Hat man in einem entsprechenden Fall einen Anspruch auf Entschädigung? «Es gibt keine Eine-für-alles-Lösung», heisst es bei Alliance Swisspass. Tritt ein solcher Fall auf, sollte man sich an den Kundenservice oder an den Schalter der ÖV-Unternehmen wenden.
Libero teilt mit: «Die Verkaufsstellen und Kundendienste sind in nachvollziehbaren Fällen von mehrfachen Abos meistens kulant.»
Der ZVV sagt: «Welchen Anspruch man in einem derartigen Fall hätte, müsste immer im Einzelfall geprüft werden. In der Regel dürfte bei einem gleichwertigen Abo eine Erstattung der überlappenden Zeit pro rata angewendet werden.»
Schalter-Mitarbeiterin greift zu Kündigungstrick
Für Nau.ch-Leser Tobias Feldmann verlief die Sache glimpflich.
Als er den Fehler bemerkt, geht er umgehend ins Reisezentrum der BLS – und fragt nach, ob er Geld zurückbekommt. Und siehe da: Obwohl er den Fehler bei der Buchung begangen hat, kriegt er sein Geld für den Monat zurück.
Der Trick der BLS-Mitarbeiterin: Der Kündigungstermin des GAs wurde um einen Monat vorgeschoben.
* Name von der Redaktion geändert.