Psychologen wegen Coronavirus-Pandemie alarmiert - mehr Anfragen

Keystone-SDA
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Bern,

Die Psyche leidet unter der Pandemie. Das zeigt die gestiegene Nachfrage nach psychologischer Beratung und Therapie.

Zoe T.
Zoe T. nahm Kontakt mit der Opferhilfe auf. - sda - KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Psyche vieler Menschen leidet unter der Corona-Pandemie.
  • Die Nachfrage auf psychologische Beratung hat zugenommen.
  • Psychologen müssen Patienten wegen fehlender Kapazitäten abweisen.

Fast 70 Prozent der Psychologinnen und Psychologen einer Umfrage des Berufsverbandes mussten wegen mangelnder Kapazitäten Patienten abweisen.

Die Nachfrage nach psychologischer Beratung oder Therapie habe seit dem Sommer stark zugenommen, teilte die Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP) am Dienstag mit.

Sie stützt sich auf eine Umfrage unter 1300 Psychologinnen und Psychologen - diese gehören zu den rund 8300 Mitgliedern des grössten Berufsverbandes der Schweiz.

Nachfrage seit dem Sommer gestiegen

46 Prozent der Befragten gaben an, dass die Nachfrage nach psychologischer Therapie oder Beratung seit dem Sommer wegen der Covid-19 Pandemie und deren Folgen zugenommen habe. 31 Prozent berichteten von Neuerkrankungen aufgrund der Corona-Pandemie. Dies bei Menschen, die bereits vor der Pandemie belastet gewesen seien, nun aber professionelle Hilfe benötigen würden.

Zudem hätten 47 Prozent der befragten Psychologinnen und Psychologen berichtet, dass sich die Symptome bei ihren bisherigen Patientinnen und Klienten durch Corona und Lockdown verschlimmert hätten.

Die Krankenversicherung soll künftig die Kosten für eine Psychotherapie bei einer Psychologin oder einem Psychologen übernehmen, wenn der Hausarzt die Therapie angeordnet hat. Das schlägt der Bundesrat vor. (Symbolbild)
Die Krankenversicherung soll künftig die Kosten für eine Psychotherapie bei einer Psychologin oder einem Psychologen übernehmen, wenn der Hausarzt die Therapie angeordnet hat. Das schlägt der Bundesrat vor. (Symbolbild) - sda - KEYSTONE/PETER KLAUNZER

Die FSP fordert nun, dass bestehende Versorgungslücken und Zugangshürden beseitigt werden: Ambulante Psychotherapie müsse für alle zugänglich sein und von der Grundversicherung bezahlt werden, sofern sie ärztlich angeordnet sei.

Heute bestünden im Bereich der psychischen Gesundheit Versorgungslücken. «In ländlichen Regionen und wenn Kinder und Jugendliche betroffen sind, müssen Patientinnen und Patienten oft bis zu sechs Monate auf eine ambulante Therapie warten», heisst es. Die bestehenden Zugangshürden im Bereich der ambulanten Psychotherapie müssten deshalb so schnell wie möglich beseitigt werden.

Anordnungsmodell statt Delegationsmodell

Laut FSP werden heute ambulante Psychotherapien nur dann von der Grundversicherung bezahlt, wenn sie von einem Psychiater durchgeführt werden oder von einer psychologischen Psychotherapeutin, die bei einer Ärztin oder einem Arzt angestellt ist. Dieses sogenannte Delegationsmodell schränke das Angebot an von der Grundversicherung finanzierten Psychotherapieplätzen stark ein, kritisiert der Verband. Dies führe zu langen Wartefristen.

Das Delegationsmodell müsse deshalb durch das Anordnungsmodell ersetzt werden. Dieses sieht vor, dass auch Psychotherapien, die von selbständigen psychologischen Psychotherapeuten durchgeführt werden, von der Grundversicherung bezahlt werden, sofern sie auf Anordnung eines Arztes oder einer Ärztin erfolgen, wies es weiter heisst.

Der Bundesrat und der Nationalrat sind ist mit dem Anliegen der Psychologen einverstanden. Der Ball liegt zurzeit beim Ständerat.

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