PWS als Spenderin für Alice Weidel der AfD eingetragen
Die Zürcher Firma PWS soll fast 150'000 Franken an den AfD-Kreisverband Bodensee gezahlt haben. Damit wurde angeblich der Wahlkampf von Alice Weidel finanziert.
Das Wichtigste in Kürze
- Gemäss Medienrecherchen soll PWS den Wahlkampf von Alice Weidel mitfinanziert haben.
- Die Zürcher Pharmafirma bestätigt die Überweisung an einen «Geschäftsfreund».
- Weidel selbst weist jede Verantwortung von sich – die Spenden seien nicht an sie gegangen.
Die Alternative für Deutschland (AfD) gerät wegen Parteispenden aus der Schweiz immer mehr unter Druck. Umgerechnet fast 150'000 Franken waren 2017 von einem Pharmakonzern in mehreren Tranchen an den AfD-Kreisverband Bodensee gezahlt worden.
Nun zeigen die Recherchen von «Blick», dass die Grosspende wohl vom Zürcher Unternehmen Pharma Whole Sale International AG gekommen ist. Als Spendegrund war in den Kontoauszügen der AfD «Wahlkampfspende Alice Weidel» angegeben worden.
Kein klarer Geschäftsführer
Kurt Häfliger ist offiziell als Geschäftsführer auf der Webseite von PWS angegeben. Laut seinem Umfeld hat er sich aber bereits vor Jahren zurückgezogen und betreibt in Zürich zurzeit eine Apotheke. Wer PWS leitet, ist daher unklar.
Doch auf dem Briefkasten neben der Apotheke sind laut «Blick» drei Namen angegeben: die Apotheke selbst, das Unternehmen PWS GmbH und die Investmentgesellschaft Union. In dieser sitzt Häfliger momentan als Verwaltungsrat.
Als einziger Verwaltungrat bei PWS agiert Balz Jegge. Er bestätigte nun, dass die Überweisungen «treuhänderisch für einen Geschäftsfreund» getätigt wurden. Zuvor wollte weder der Verwaltungsrat noch der Geschäftsführer etwas von den Spenden wissen.
Jegge erklärt, man habe nur die Kontonummer und den Zahlungszweck erhalten. Aus einem Gefallen habe man die Sache anschliessend bezahlt. Wer der ominöse «Geschäftsfreund» sei wollte der Verwaltungrat nicht sagen.
Spenden nicht zurückgewiesen
Im August 2017 erhält der Kreisverband von Bundesvorstandsmitglied Alice Weidel umgerechnet rund 148'000 Franken von einem Gönner aus der Schweiz. Die Spenden werden dabei erst einmal nicht zurückgewiesen.
Acht Monate später – die AfD ist inzwischen mit 12,6 Prozent der Zweitstimmen in den deutschen Bundestag eingezogen, Alice Weidel ist Fraktionschefin – bekommt der Kreisvorstandes dann doch kalte Füsse. Denn Spenden aus dem Ausland sind nur erlaubt, wenn das Geld von einem Deutschen oder EU-Bürger stammt. Alles andere wäre illegal, weil Ausländer oder Staaten nicht Einfluss auf die deutsche Politik nehmen sollen.
Die Schatzmeisterin soll das Geld also zurückschicken. Doch das ist gar nicht so einfach. Weidel sagt, sie kenne den Spender nicht und es sei keiner der grossen Pharmakonzerne, deren Anschrift und Telefonnummer jeder mit zwei Klicks im Internet findet. Die Schatzmeisterin habe die Kontonummer schliesslich doch herausgefunden und das Geld zurücküberwiesen, heisst es nun.
«Die Spende ist nicht an meine Person gegangen»
Alice Weidel, für deren Wahlkampf das Geld bestimmt war, weist jede Verantwortung von sich. «Bei dem Konto, auf dem die Spende einging, handelt es sich um das ordentliche Konto des Kreisverbandes des Bodenseekreises», erklärte sie heute Montag.
«Die Spende ist nicht an meine Person gegangen.» Persönliche Konsequenzen schliesse sie aus. Weidel reagierte damit auf Rücktrittsforderungen und zunehmende Kritik wegen der Spenden.