SBB, BLS & Co: «Überheizte» Züge sorgen für rote Köpfe

Wird das Gas knapp, sollen Schweizer nur noch auf 19 Grad heizen. In Zügen von SBB, BLS und Co. ist es derzeit deutlich wärmer. Experten fordern Massnahmen.

Besonders im Eingangsbereich von Zügen ist es momentan enorm warm. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • In Zügen wird bereits fleissig geheizt – bei BLS ist es bei unter 22 Grad der Fall.
  • Vielerorts versucht man derzeit, Strom zu sparen. Nun gibt es Kritik für die Zug-Betriebe.
  • Laut Experten und Umweltverbänden wären 19 Grad für Pendler sogar angenehmer.

Die Temperaturen sind in der Schweiz herbstlich geworden. Wer nach draussen geht, besonders am frühen Morgen und am Abend, braucht meistens eine warme Jacke.

Nicht der Fall ist das aber in den Zügen. Wenn sich die Türen öffnen, schlägt Pendlern bei SBB, BLS und Co. jeweils eine Welle an warmer Luft entgegen. Die Jacke landet oft auf dem Nachbarsitz.

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Die BLS bestätigt auf Anfrage von Nau.ch: «Wir heizen die Züge im Winter, wenn es kälter als 22 Grad ist.»

Dabei hat der Bundesrat erst kürzlich zu sparsamem Gas- und Stromverbrauch aufgerufen. Ein zentraler Punkt in den Energiespar-Massnahmen: Weniger heizen.

Sollte es tatsächlich zu einer Mangellage kommen, will der Bund die Innentemperatur in Räumen auf 19 Grad beschränken.

Bei den Grossverteilern Migros und Coop zeigte die Warnung bereits Wirkung. Sie senken die Temperatur in Läden und Büros freiwillig bereits auf 19 Grad.

Experte: «ÖV oftmals überheizt»

Ob das bald auch im öffentlichen Verkehr umgesetzt wird? Das können weder die BLS, noch die Freiburgischen Verkehrsbetriebe (TPF) sagen. Die SBB und Postauto hätten die Systemführerschaft inne, die «Option wird unter ihrer Federführung diskutiert», heisst es.

Eine SBB- und eine BLS-Zugskomposition im Bahnhof Bern. - keystone

Einige Vertreter der Branche, so etwa der Verband öffentlicher Verkehr (VöV) empfehlen den Transportunternehmen bereits, Energie zu sparen.

«Öffentliche Verkehrsmittel sind oftmals überheizt», sagt auch Patrick Hofstetter, Energieexperte bei WWF Schweiz. «Insbesondere in den Nahverkehrsmitteln ist es nicht nur zumutbar, sondern auch angenehmer, wenn man Wintermantel/-jacke nicht ausziehen muss.»

Der Experte hält in Nahverkehrsmitteln Temperaturen sogar unter 19 Grad für möglich. In Intercity-Zügen seien Temperaturen zwischen 19 und 20 Grad vertretbar.

Kritik für SBB wegen Energie-Vorbildfunktion

«Ich erachte es grundsätzlich als sinnvoll, auch in den Zügen die Temperatur leicht zu senken», findet auch Michèle Bättig.

Die Umweltnaturwissenschaftlerin und Beraterin für energie- und klimapolitische Fragen erklärt: «Es spart auf jeden Fall Energie, wenn die Züge weniger geheizt werden. Die Züge sind normalerweise schlecht isoliert und durch das regelmässige Öffnen der Türen geht zusätzlich Wärme verloren.»

In den Augen der Expertin ist für SBB und Co. die Zeit zum Handeln gekommen: «Bahngesellschaften haben eine Vorbildfunktion», sagt sie.

SBB-Sprecher Martin Meier hält fest: Die SBB prüfe aktuell, «wie die Branchenempfehlung zur Reduktion der Heizung des Fahrgastraums umgesetzt werden kann». Dies im Rahmen der bestehenden technisch-betrieblichen Möglichkeiten sowie unter Berücksichtigung der Verkehrs-, Betriebs- und Arbeitssicherheit.