Schafhalter kapitulieren vor der wachsenden Wolfspopulation
Die Wolfspopulation in der Schweiz wächst rasant. Der Schafzuchtverband warnt davor, dass dies nicht nur den Schäfern, sondern auch der Landschaft schadet.
Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz ist die Anzahl Wolfsrudel von vier auf sieben gestiegen.
- Für den Präsidenten des Schweizerischen Schafzuchtverbandes eine sorgenvolle Entwicklung.
- Schafhalter mit wenig Tieren würden vor dem Wolf kapitulieren.
Die Wolfspopulation in der Schweiz wächst rasant. Gab es vor einem Jahr noch vier bestätigte Rudel, sind es jetzt bereits sieben. Wie die Gruppe Wolf Schweiz mitteilt, könnte es sogar neun Rudel geben. Das ergibt einen Bestand von 60 bis 70 Wölfen.
Dem Präsidenten des Schweizerischen Schafzuchtverbandes bereitet diese Entwicklung Sorgen: «Jeder Wolf ist eine Herausforderung, ein Rudel erst recht», sagt Peppino Beffa auf Anfrage von Nau. Weil es mehr Populationen gebe, müssten auch mehr Gebiete geschützt werden. «Sonst kann die Schafhaltung nicht überleben.»
Kleine Betriebe müssen aufgeben
Beffa beobachtet diesbezüglich einen «traurigen Trend»: «Immer mehr Schafhalter sagen mir, dass es ihnen so verleide.» Weil die Schafhaltung für sie ein Nebenerwerb ist, können sie sich teure Herdenschutzmassnahmen gar nicht leisten und geben die Schafhaltung auf.
Diese Schäfer bewirtschaften oft Nebengebiete, wie Peppino Beffa erklärt. Wenn sie kapitulieren und keine Schafe mehr dort weiden, dann verwaldet und verbuscht die Landschaft. Damit würde sich diese nachhaltig verändern. «Diese Befürchtung ist real», so Beffa.
Herdenschutz lässt sich durch Schutzhunde, Zäune und Hirten gewährleisten. Doch bei kleinen Beständen von 20 bis 30 Schafen ist dies finanziell unmöglich. Der Präsident des Schafzuchtverbandes fordert deshalb, dass Wölfe, die auf Schafe losgehen, geschossen werden.
Referendum gegen Jagdgesetz
Mit der Jagdgesetzrevision habe das Parlament «einen ersten Schritt» gemacht, so Beffa. Künftig sollen die Behörden die Bestandesregulierung erlauben dürfen, ohne dass Wölfe zuvor Schaden angerichtet haben und ohne dass zuvor Schutzmassnahmen ergriffen wurden.
Auch in Jagdbanngebieten – neu Wildtierschutzgebiete genannt – sollen Wölfe nicht sicher sein.
Doch dagegen wurde nun das Referendum ergriffen. Für Peppino Beffa wäre die Ablehnung der Jagdgesetzrevision schwierig. «Damit würde weiterhin eine langfristige Lösung fehlen.»