Scheidender Efta-Generalsekretär sieht Rückkehr der Machtpolitik

Henri Gétaz, Generalsekretär der Efta, kündigt Rücktritt an und fordert Neuerfindung der Organisation.

Die Europäische Freihandelsassoziation (EFTA) - keystone

Der Waadtländer Henri Gétaz tritt nach fünf Jahren von seinem Posten als Generalsekretär der Europäischen Freihandelsassoziation (Efta) zurück. Die Organisation, zu der die Schweiz, Norwegen, Island und das Fürstentum Liechtenstein gehören, wird sich seiner Meinung nach an eine Rückkehr der Machtpolitik anpassen müssen. Für die Schweiz steht die Efta in erster Linie für die rund 40 Freihandelsabkommen, die mit Drittstaaten abgeschlossen wurden.

Doch seit ihrer Gründung 1960 musste die Organisation mit steigenden Spannungen im Welthandel, dem EU-Austritt Grossbritannien, einer Pandemie und der Rückkehr eines bewaffneten Konflikts nach Europa in der Ukraine fertig werden. Hinzu kamen der digitale und der grüne Wandel, wie Efta-Generalsekretär Gétaz im Interview mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.

Eine neue Ära des Handels

Auch wenn Gétaz der Ansicht ist, dass sich die Entglobalisierung noch nicht wirklich im Volumen des Welthandels manifestiert hat betreffe «diese Grundbewegung» laut ihm «die Efta ziemlich stark». Die vier Mitgliedsstaaten seien «Freunde des multilateralen Systems» und müssten sich mit der Rückkehr der Machtpolitik von China, den USA und der EU auseinandersetzen.

«Die grossen Akteure werden sich nicht um unsere Interessen kümmern», so der Generalsekretär. In ihren Gesprächen mit Drittstaaten werde die Efta manchmal zum Opfer der Politik der grossen Länder. Man müsse sich deshalb fragen, ob das Geschäftsmodell noch angemessen sei. «Wir müssen die Efta neu erfinden», sagte Gétaz.

Zukunftsvision für die Efta

Als mögliche Wege für die Zukunft schlägt er vor, in die Überwachung und Durchsetzung bestehender Abkommen zu investieren. Auch sollten Abkommen abgeschlossen werden, die auf Themen wie den elektronischen Handel oder Umweltgüter abzielten. Gétaz wünscht sich auch einen informelleren Mechanismus für Handelsdialoge – und dass die Efta in künftigen europäischen Gesprächen, insbesondere mit der Ukraine, aktiv sein werde.

Nach 33 Jahren im öffentlichen Dienst wird Henri Gétaz nun in den Privatsektor wechseln. Sein Nachfolger als Efta-Generalsekretär wird Kurt Jäger aus Liechtenstein.