SRF Sternstunde Religion über Ehe für alle polarisiert
Um alle Seiten zu Wort kommen zu lassen, wurde in die SRF-Sternstunde auch eine Gegnerin der «Ehe für Alle» eingeladen. Das sei «verantwortungslos».
Das Wichtigste in Kürze
- Am Sonntag wird in der Sternstunde Religion über die Ehe für alle diskutiert
- Mit dabei: Regula Lehmann, von der christlich-konservativen Stiftung Zukunft CH.
- Dafür wird das SRF scharf kritisiert: Zukunft CH habe «menschenverachtende Haltungen».
Die «Ehe für Alle» gibt zu reden. Am Valentinstag hat das Parlament zwei Vorschläge in die Vernehmlassung geschickt. Fest steht darum: Die Ehe für alle kommt.
Unklar bleibt, was sie beinhalten wird. Wird neben der Adoption auch die Samenspende teil der «Ehe für Alle»?
Fest steht also: Die Hochzeit von homosexuellen Paaren gibt weiterhin zu reden. Am Sonntag zum Beispiel in der Sternstunde Religion bei SRF.
Keine Arena-Zustände erwünscht
Dort hatte man zuletzt die «Streitfrage Abtreibung» diskutiert. Ausschliesslich mit Abtreibungs-Befürwortern. «Die Sternstunden haben den Anspruch differenziert zu diskutieren und nicht zu polarisieren», erklärte Nadine Gliesche, SRF-Mediensprecherin.
Auch diesmal sollte die Diskussion in ruhigen Bahnen verlaufen. Geladen wurden die lesbische und gläubige Hebamme Eva Kaderli, die reformierte Pfarrerin Sibylle Forrer und der katholische Theologie-Professor Manfred Belok.
Umstrittener Auftritt in der «Arena»
Kaum stand die Diskussionsrunde fest, stellten die Gegner der «Ehe für alle» fest: Wir sind gar nicht vertreten. Sie forderten einen Platz in der Runde an – erfolgreich.
Regula Lehmann, Familienbeauftragte bei der christlich-konservativen Stiftung Zukunft CH, wird die Runde ergänzen. Zukunft CH will nach eigenen Angaben «eine schleichende Einführung der Scharia verhindern und die Familie als Grundpfeiler der Gesellschaft stärken».
Diese Position vertrat Lehmann bereits in der «Arena» zum gleichen Thema. Und machte dort einen fragwürdigen Vergleich. «Die Gesellschaft entwickelt sich weiter und das klingt immer sehr positiv. Aber es stimmt nicht, dass jede Entwicklung der Gesellschaft positiv war», erklärte sie.
Und weiter: «Im Nachhinein sagen wir zu gewissen gesellschaftlichen Entwicklungen, das war ganz schlimm. » Nach einem Beispiel gefragt, sagt Lehmann: «Das Dritte Reich».
«SRF sollte Frau Lehmann keine Plattform geben»
Als über Studien diskutiert wurde, die belegen, dass Adoptivkinder sich ganz normal entwickeln, schüttelte sie heftig den Kopf. Denn: «Die Beziehung zur Mutter ist matchentscheidend für die Entwicklung des Kindes.»
Diese Positionen kommen nicht bei allen gut an. «Zukunft CH vertritt menschenverachtende Haltungen, die keinerlei Platz im öffentlichen Raum einnehmen dürften», findet Anna Rosenwasser. Sie ist Geschäftsleiterin der Lesbenorganisation Schweiz (LOS).
Rosenwasser kritisiert das Schweizer Fernsehen scharf. «Frau Lehmann eine Plattform zu geben, halte ich für verantwortungslos.»