SVP Shootingstar: Die künftige Nationalrätin Therese Schläpfer
Bekannt wurde SVP-Frau Therese Schläpfer, als sie eine Flüchtlingsfamilie für eine Steuererhöhung verantwortlich machte. Nun wird sie Nationalrätin.
Das Wichtigste in Kürze
- Am Sonntag wurde SVP-Frau Therese Schläpfer zur Zürcher Kantonsrätin gewählt.
- Im Sommer wird sie für Jürg Stahl oder Natalie Rickli in den Nationalrat nachrücken.
- Zu verdanken hat die Gemeindepräsidentin von Hagenbuch das alles einer Flüchtlingsfamilie.
Blauer Himmel, grüne Wiese, ein pittoreskes Dorf namens Hagenbuch ZH. Durch diese Kulisse fährt Gemeindepräsidentin Therese Schläpfer im Ford Mustang Cabriolet.
Während die Sonne ihr auf das blonde Haar scheint, erzählt sie von ihrer Zeit als Sozialvorsteherin von Hagenbuch. «Dort habe ich viele Ungerechtigkeiten festgestellt», sagt die SVP-Frau in einer SRF-Reportage zum Thema Sozialhilfe.
Die SVP entdeckt «viel Ungerechtigkeit»
Von dieser Ungerechtigkeit betroffen sind Schläpfers Meinung nach aber nicht die Menschen, welche mit Sozialhilfe am Existenzminimum leben. Gemeint sind die Steuerzahler von Hagenbuch.
Unter anderem also auch Schläpfer selber. Ehemalige Flugbegleiterin, Mutter dreier Kinder und aktuell in einem 20 Prozent Pensum als Gemeindepräsidentin tätig.
Davor hat sie ihren Mann buchhalterisch beim Aufbau von dessen Firma unterstützt. Von 2003 bis 2004 folgte dann eine einjährige Weltreise mit der ganzen Familie.
Doch zurück in die Gegenwart. Um der ausgemachten Ungerechtigkeit Herr zu werden, ist Schläpfer Teil einer SVP-Arbeitsgruppe, die die Sozialhilfe um 30 Prozent kürzen will.
Dank Flüchtlingsfamilie zum SVP-Shootingstar
Aber Schläpfer will auch aufklären. Darum informierte sie die Bevölkerung von Hagenbuch 2014: «Wegen einer Familie müssen wir die Steuern erhöhen.»
Die Familie, Flüchtlinge aus Eritrea, hatte wegen besonderer Betreuungsauflagen tatsächlich hohe Kosten verursacht. Mehr Einfluss, als auf das Hagenbucher Budget, hatten die Mutter und ihre Kinder allerdings auf die Karriere der Gemeindepräsidentin.
In ihrem 1100 Seelen-Dorf kennen Schläpfer alle. Dank der Flüchtlingsfamilie aus Eritrea hat sie den Sprung über die Dorfgrenze geschafft: Die SVP Zürich wurde auf sie aufmerksam.
2015 kam Schläpfer auf die Kandidatenliste für den Nationalrat. Am vergangenen Sonntag wurde sie zur Kantonsrätin gewählt.
Sparsam, hilfsbereit, realitätsfern
Schläpfer präsentiert sich gerne als sparsame Geschäftsfrau und Politikerin. Beim Einkauf im Volg zum Beispiel, sagt sie in die SRF-Kamera: «Ich bin sehr sparsam. Sie sehen: Ich brauche nur ein Säckli für drei bis vier Sachen.»
Auch hilfsbereit will Schläpfer sein. Und volksnah sowieso. Darum geht sie gar mit der Sozialhilfeempfängerin Karin de Roche einkaufen.
Bald für die SVP im Nationalrat
Schläpfer sei vielleicht etwas realitätsfremd, sagt de Roche nach dem Einkauf zögerlich. Nicht nur das Budget entsprach nicht ganz der Realität. Auch Schläpfers Informationen über die eritreische Flüchtlingsfamilie hielten dem Realitäts-Check nicht stand.
Die hohen Kosten beispielsweise, welche das Hagenbucher Konto so schwer belasten, wurden zur Hälfte vom Kanton getragen. Nicht von Hagenbuch. Zudem hätten die Steuern auch ohne die eritreische Mutter und ihre Kinder erhöht werden müssen. Das erklärte der Gemeindeschreiber gegenüber dem «Tages-Anzeiger»,
Die Familie übrigens ist längst aus Hagenbuch weggezogen. Am Steuerfuss hat das aber nichts geändert.
An Schläpfers Popularität auch nicht. Bald wird sie auf dem nationalen Parkett mitpolitisiert: Im Juni treten ihre Kollegen Jürg Stahl und Natalie Rickli zurück. Dann wird Schläpfer Nationalrätin.