Von Rembrandts Orient bis zum afroamerikanischen Feminismus
Das Kunstmuseum Basel schlägt in seinem Ausstellungsprogramm 2020 einen weiten Bogen von Rembrandts Orientbild bis zu einer Soloschau mit provokativen Zeichnungen der Afroamerikanerin Kara Walker.
Von einer Reise durch verschiedene Epochen, sprach Museumsdirektor Josef Helfenstein an der Jahresmedienkonferenz des Kunstmuseums Basel am Donnerstag.
Die Museumsbesucher erwarte nicht nur eine Zeitreise, sondern auch ein Trip durch höchst unterschiedliche Stilrichtungen und Medienlandschaften.
Die Zeitreise beginnt in der Renaissance, genauer in der niederländischen Kunst des 17. Jahrhunderts und beim berühmtesten Protagonisten dieses «goldenen Zeitalters», nämlich Rembrandt Harmenszoon van Rijn. Das Kunstmuseum Basel zeigt ab 31. Oktober ausgehend von einem Dutzend Rembrandt-Gemälden «westöstliche Begegnungen in der niederländischen Kunst», wie es im Untertitel zur Ausstellung heisst.
Die grossen Künstler dieser Zeit waren fasziniert von der exotischen Welt im Osten, die in der damaligen Welthandelsmetropole Amsterdam durchaus sichtbar war. Das Kunstmuseum Basel zeigt die Ausstellung mit dem Titel «Rembrandts Orient» in Zusammenarbeit mit dem Museum Barberini in Potsdam.
Bodo Brinkmann, Museumskurator Alte Meister, sprach am Rande der Medienkonferenz von einem «Glücksfall». «Wir sind eines der wenigen Museen, die im Nachgang zum Rembrandt-Jahr 2019 diesen Künstler präsentieren können.»
Am anderen Ende des künstlerischen Spektrums des Ausstellungsjahrs 2020 steht die Präsentation von Zeichnungen der afroamerikanischen Künstlerin und Feministin Kara Walker (*1969). Von ihr werden ab 16. Mai hunderte von Zeichnungen zu sehen sein, die sie in den letzten 17 Jahren im Atelier unter Verschluss gehalten hat.
In einer zum Teil obszönen und provokativen Gestik setzt sich Walker mit den Themen Rassismus, Sexualität, Macht und Gewalt auseinander. Dabei nimmt sie Bezug auf Meilensteine der US-Geschichte von der Sklaverei bis zu Barack Obamas Präsidentschaft, wobei sie kräftig und politisch unkorrekt an den Geschichtsbildern rüttelt.
Walker ist eine von mehreren Künstlerinnen, die mit Monografien Eingang ins Ausstellungsprogramm gefunden haben. Eine weitere ist die bekannte deutsche Konzeptkünstlerin Isa Genzken (*1948). Von ihr werden ab 6. Juni im Haus für Gegenwart frühe minimalistische Skulpturen und Computerausdrucke zu sehen sein.
Ab 12. September zeigt das Museum eine Retrospektive des geometrisch-abstrakten Werks der in Europa noch weitgehend unbekannten New Yorkerin Charmion von Wiegand (1896-1983). Und im Sommer ist im Rahmen des 40. Geburtstags des Museums für Gegenwartskunst eine Ausstellung mit Werken der britischen Künstlerin Tacita Dean geplant.
Die erste grosse Sonderausstellung des Jahres ist formell eigentlich eine Pflichtübung: Ab 22. Februar wird eine Gesamtschau der Sammlung Im Obersteg zu sehen sein, die seit 2004 als Dauerleihgabe im Kunstmuseum untergebracht ist. Regelmässige Gesamtausstellungen sind Gegenstand des Leihvertrags.
Dass diese Ausstellung aber nicht nur Pflicht, sondern auch Kür ist, liegt an den herausragenden Werken von «Picasso, Chagall und Jawlensky», so auch der Titel der Ausstellung. Mit Picassos monumentalen Gemälde «Arlequin assis» (1923) wird ein Bild als Leihgabe zu sehen sein, das einst Hauptwerk der Sammlung Im Obersteg war, bis es 1969 verkauft wurde. Dieses Gemälde wird dem ebenso berühmten Geschwisterbild der Basler Sammlung gegenübergestellt werden.
Mit «The Incredible World of Photography» wird das Kunstmuseum ab 13. Juni erstmals dem Medium Fotografie eine grosse Sonderausstellung gewähren. Zu sehen sein werden ausgewählte Werke aus der Basler Sammlung von Ruth und Peter Herzog, welche die Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron über ein Kabinett dem Museum zur freien Verfügung stellen.
Das Besondere an der riesigen Sammlung mit gut 500'000 Fotografien ist, dass sie nicht explizit aus Kunstwerken besteht, sondern auch Alltagsbilder oder fotografische Dokumente aus der Wirtschaft enthält. Diese Ausstellung, die sich nicht einem thematischen Überbau unterordnet, ist laut Museumsdirektor Helfenstein als Auftakt für weitere Präsentationen von fotografischen Werken in der Zukunft zu verstehen.