Wegen steigenden Fallzahlen: Kantone rekrutieren mehr Contact-Tracer
In der Schweiz steigen die Fallzahlen der Corona-Neuinfektionen stetig an. Die Kantone müssen daher dringend zusätzliche Contact-Tracer rekrutieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Die Fallzahlen der Corona-Neuinfektionen in der Schweiz steigen stetig an.
- Contact-Tracer stossen bei ihrer täglichen Arbeit ans Limit.
- Die kantonalen Gesundheitsdirektoren schlagen Alarm.
Es ist ein Auf und Ab bei den Neuinfektionen mit dem Coronavirus in der Schweiz. Der Trend zeigt jeweils Mitte Woche nach oben, die Fallzahlen steigen von Tag zu Tag etwas mehr an.
Jede Neuinfektion geht für die Contact-Tracer mit fünf bis zehn Telefonaten einher. Sie stossen somit an die Grenze des Möglichen. Deshalb schlagen die kantonalen Gesundheitsdirektionen nun Alarm.
«Es ist anspruchsvoll»
Am Freitag beispielsweise wurden in der Schweiz 92 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet. Dies hat 920 Telefonanrufe zur Folge, welche die Contact-Tracer schweizweit innerhalb von 24 Stunden tätigen müssen. Eine Herkules-Aufgabe, die kaum noch zu bewältigen ist.
Deshalb beginnen zahlreiche Kantone nun mit der Rekrutierung neuer Contact-Tracer.
In Zürich wird das Team so ergänzt, damit neu ein Contact-Tracing von bis zu 100 Neuansteckungen pro Tag gewährleistet werden kann.
Bisher waren Beamte der Gesundheitsdirektion, der Baudirektion und der Kantonspolizei dafür im Einsatz. Die Rekrutierung geeigneter Fachkräfte sei durchaus möglich, erklärt Marcel Odermatt, Kommunikationsbeauftragter der Zürcher Gesundheitsdirektion.
«Es ist anspruchsvoll, aber zu bewältigen. Wichtig ist, dass die Bevölkerung mithilft und die Angaben korrekt sind», so Odermatt.
Basel und Bern passen Personalbestand den steigenden Fallzahlen an
In Basel werden insbesondere Personen mit medizinischem Hintergrund rekrutiert. «Wir rechnen als Richtwert mit 13 Vollzeitstellen auf dem Level von 10 Neuinfektionen pro Tag», sagt Valentin Kressler von der Basler Gesundheitsdirektion. Die Stellenprozente würden laufend der Anzahl Neuinfektionen angepasst.
Im Kanton Bern wird das Tracing-Team laufend aufgestockt. «Mit steigenden Fallzahlen, sowie vielen Personen in Quarantäne, steigt der Ressourcenbedarf», erklärt Gundekar Giebel, Leiter Kommunikation der Berner Gesundheitsdirektion.
Die Rekrutierung und Schulung von Contact-Tracern sei sehr aufwendig. Trotzdem würden sich geeignete Personen finden, so Giebel. «Zudem hat der Kanton Bern schon früh ein Formular online gestellt, mit dem man sich für Einsätze melden kann.»
In Luzern wurde das Contact-Tracing an die Lungenliga Zentralschweiz delegiert. «Mit dem bestehenden Personal können die aktuellen Arbeiten bewältigt werden», so Guido Graf, Vorsteher des Gesundheits- und Sozialdepartements.
Bei der Arbeit als Tracer sei ein medizinischer Hintergrund hilfreich, aber nicht zwingend nötig. «Eigenschaften wie Verschwiegenheit, Zuverlässigkeit und Fingerspitzengefühl sind notwendig», so Graf. Auch in anderen Kantonen müssen Contact-Tracer vor allem ein gutes Gespür für Menschen vorweisen.
Contact-Tracer müssen einiges wegstecken können
Neben etlichen langwierigen Telefonaten sehen sich die Contact-Tracer vermehrt auch mit Beleidigungen oder Beschimpfungen konfrontiert. «Es ärgert einem einfach, weil wir wirklich hart arbeiten hier», sagt Katja Zerbe, Contact-Tracerin in Zürich, gegenüber der SRF-«Tagesschau».
«Wir wollen niemandem schaden, unsere Absicht ist es, zu helfen.» Für die Herkules-Aufgabe müsse man sich besonders jetzt ein dickes Fell anlegen, sagt Zerbe.
Auch im Kanton Luzern müssen Contact-Tracer einiges wegstecken. «Falls notwendig, führt der Dienststellenleiter das Gespräch», erklärt Guido Graf.
In Bern ist es bisher nicht zu Beschimpfungen oder Drohungen gekommen. Trotzdem werden Berner Contact-Tracer «hin und wieder mit gereizten oder aggressiven Personen konfrontiert», wie Gundekar Giebel sagt.
In der Regel würden die kontaktierten Personen trotz allem ruhig und freundlich reagieren.