Coronavirus: Darum steigen die Fallzahlen immer Mitte Woche
Immer wieder zeigt sich in den Fallzahlen des Coronavirus ein ähnliches Bild: Nach wenigen Neuinfektionen Anfang Woche ziehen die Fallmeldungen an. Wieso?
Das Wichtigste in Kürze
- Mitte der Woche vermeldet das BAG in der Regel die meisten Corona-Fälle.
- Dies liegt am Meldesystem für Krankheiten, welches stets leichte Verzögerungen hat.
- Montags werden normalerweise die meisten Corona-Befunde registriert.
Nach einem leichten Anstieg Ende Juni sind die Fallzahlen des Coronavirus in der Schweiz aktuell relativ konstant. Im Durchschnittswert über sieben Tage hat sich seit Anfang Juli kaum etwas geändert.
Doch einzeln betrachtet sind die Sprünge gross: Vergangenen Montag waren es lediglich 63 neu gemeldete Fälle, mittwochs lag die Zahl mit 132 mehr als doppelt so hoch. Heute Donnerstag mit 142 noch etwas höher.
Ein Blick in die Statistik zeigt: Nach der Wochenmitte werden meist die höchsten Zahlen gemeldet.
Wie kommt es zu den grossen Schwankungen zwischen den Tagen? Auf der Internetseite des BAG wird das System für meldepflichtige Infektionskrankheiten wie das Coronavirus erklärt: «Wer diagnostiziert, meldet.»
Damit sind die diagnostizierenden Ärzte in der Pflicht: Diese müssen innerhalb von 24 Stunden den klinischen Befund ans BAG weiterleiten. Positive Laborbefunde zum Coronavirus werden jedoch auch von den Labors direkt innerhalb zweier Stunden gemeldet.
Dabei verliess sich das BAG bis zum Beginn der Krise auf das altertümliche Fax oder Meldungen per Telefon. Mittlerweile findet die Übertragung der Befunde digital statt. Dennoch vergehen meist einige Stunden bis Tage zwischen Befund und Registrierung beim BAG.
BAG-«Neumeldungen» zum Coronavirus verteilen sich über die vergangenen Tage
Wichtig ist: Wenn das BAG neue Fälle meldet, sind dies immer Fälle der vergangenen Tage. Aufgrund des Meldesystems dauert es jeweils einige Tage, bis die Zahlen beim BAG eintreffen.
Die Neumeldungen eines Tages verteilen sich also auf die vorherigen Tage. Unabhängig davon. wann die Neumeldungen beim BAG eintreffen, führt das BAG die Statistik nach dem Tag der Fall-Registrierung. Hier zeigt sich ein ganz anderer Trend:
Die langfristige Zahlenentwicklung zeigt: Montags werden die meisten Fälle registriert, am Samstag und Sonntag die wenigsten. Damit spiegelt die Statistik das Verhalten der Schweizer Bevölkerung bei den Arztbesuchen wider. Viele Menschen, die am Sonntag erste Symptome bemerken, lassen sich erst am Montag testen.
Ehe die Resultate der positiven Befunde vom Beginn der Woche eintreffen, vergeht jedoch etwas Zeit. Damit verschiebt sich der Fallmeldungs-Höhepunkt in die Mitte der Woche.
Verzögerung lässt sich nicht vermeiden
Das schweizerische Meldesystem ist nicht für eine tagesaktuelle Übersicht ausgelegt. Dies ist auch nicht unbedingt sinnvoll: Lokale Ausbrüche oder besondere Test-Häufungen, wie beispielsweise die Untersuchung einrückender Armee-Rekruten, können das tägliche Bild verzerren.
Für Epidemiologen ist daher die Auswertung mehrtägiger Trends deutlich relevanter. Mittelwerte wie beispielsweise die 7-Tage-Inzidenz erlauben deutlich zuverlässigere statistische Aussagen.
Hinsichtlich der Fallzahlen-Entwicklung lässt sich derzeit kein klarer Abwärts- oder Aufwärtstrend ausmachen: Seit dem Anstieg Anfang Juli sind die Neuinfektionen im Mittelwert konstant geblieben.