Weniger Hochschulabschlüsse bei Kinder aus weniger privilegierten Familien
Das Schweizer Bildungssystem erschwert laut Studie Kindern aus weniger privilegierten Familien den Weg zum Hochschulabschluss.
Das Wichtigste in Kürze
- Etwa viermal mehr Kinder aus gebildeteren Familien absolvieren einen Hochschulabschluss.
- Die Selektion nach der sechsten Klasse ist laut Experten zu früh.
- Kinder aus bildungsferneren Familien werden von Lehrpersonen unbewusst oft schlechter beurteilt als andere.
In der Schweiz ist es für Jugendliche aus Familien mit geringer Bildung schwieriger einen Hochschulabschluss zu machen. Dies geht aus einer Studie zur Entwicklung von Einkommen und Vermögen in der Schweiz hervor. So sei die Chance, einen Hochschulabschluss zu absolvieren, viermal tiefer als bei Schülerinnen und Schülern aus einem gebildeteren Elternhaus. In der Schweiz gäbe es relativ wenig soziale Aufsteiger.
Selber Status wie Eltern erreichen
Eine Hürde ist laut Bildungsexpertin Katharina Maag Merki
die Selektion nach der sechsten Klasse. Die Aufteilung nach Leistungen sei zu
früh angesetzt. Auch Soziologe Joël Berger stimmt ihr zu. Ausserdem glaubt er,
dass Eltern aus weniger privilegierteren Schichten ihren Kindern aus finanziellen
Gründen vom Studium abraten. Zudem wollen Eltern in der Regel, dass ihre Kinder
den selben Status und Lebensstandard erhalten – nicht weniger, aber auch nicht
mehr.
Bessere Noten für Kinder aus privilegierterem Elternhaus
Auch Lehrpersonen spielen bei der Zukunft der Schüler eine
Rolle. «Kinder aus bildungsferneren Familien werden bei vergleichbarer Leistung
unbewusst oft schlechter beurteilt als andere», so die
Bildungsexpertin. Lehrpersonen sollen teils sogar vom Weg zum Gymnasium
abraten.
Generell verlangen die Experten deshalb, dass die Selektion erst nach dem neunten Schuljahr erfolgt. «Je später die Selektion stattfindet, desto reifer sind die jungen Menschen und desto mehr Gelegenheit haben sie, ein differenziertes fachliches Potenzial zu erarbeiten», so Maag Merki.