Westschweizer Pfarrer unter Missbrauchs-Verdacht

Der Pfarrer der Kathedrale Freiburg wird schwer belastet. Ein früherer Ministrant bricht sein Schweigen und spricht von Missbrauch durch den Mann.

Die Kathedrale St. Nicolas in Freiburg. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Pfarrer von Freiburg soll 1998 einen Ministranten sexuell Missbraucht haben.
  • Das mutmassliche Opfer schildert, dass es mit dem Pfarrer zu Oralsex gekommen sei.
  • Der Pfarrer wurde vom Bischof suspendiert.

Happige Vorwürfe: Ein Pfarrer aus Freiburg steht unter Missbrauchs-Verdacht. Ein früherer Ministrant beschuldigt den ehemaligen Pfarrer von Morges, mit ihm Sex gehabt zu haben.

Der heute 39-jährige Westschweizer erzählt am Mittwochabend gegenüber der SRF-«Rundschau», dass er zum Zeitpunkt des Vorfalls 17-jährig gewesen sei. Damals, 1998, habe ihn der Pfarrer in ein Chalet im Wallis eingeladen. Dort sei er zunächst vom Priester auf den Mund geküsst worden.

Das Opfer soll von einem Westschweizer Pfarrer missbraucht worden sein. - Screenshot - SRF

Das mutmassliche Opfer erinnert sich, dass sie später zusammen im Bett gelegen seien. Der Pfarrer sei nackt gewesen. Dann sei es zu Oralsex gekommen.

Der heutige Universitätsdozent berichtet weiter, dass er sehr unter dem Geschehenen gelitten habe. «Es war eine Mischung aus Scham und einem Gefühl, vergewaltigt worden zu sein.»

Opfer hatte enge Beziehungen zum Pfarrer

Als die Mutter des Opfers vom Vorfall erfuhr, sei sie schockiert gewesen. Der Mann habe zutiefst das Vertrauen missbraucht, sagt sie heute. Das Opfer hatte offenbar eine enge Beziehung zum Priester.

Auch die Mutter des Opfers äussert sich gegenüber «Rundschau» zum Pfarrer. - Screenshot - SRF

Dieser sei für ihn eine «Autoritäts-, Vaterfigur und Arbeitgeber» gewesen. Mit bereits elf Jahren sei er zu ihm in die Messe, später wurde er Ministrant und Teilzeit-Organist.

Auf einen Brief der Mutter habe der Beschuldigte offenbar reagiert. Das Opfer erhielt einen Brief des Pfarrers, indem er von einem «einmaligen Fehlverhalten» schrieb. «Ich habe vor dir meine Schwäche anerkannt und dich um Vergebung gebeten.» Besagter Brief liegt der «Rundschau» vor.

Bereits 2019 gab es Vorwürfe

Bereits 2019 wurden Vorwürfe gegen den heutigen Domherr und Pfarrer der Kathedrale von Freiburg laut. Damals verteidigte sich der Westschweizer mit den Worten: «Das ist pure Diffamation. Fast surrealistisch.» Zu den neuen Anschuldigungen hat er sich bisher nicht geäussert.

Pfarrer wurde suspendiert

Der Bischof von Lausanne, Genf und Freiburg, Charles Morerod, hat reagiert und den Beschuldigten suspendiert. Man müsse mit Bestürzung von Fakten ausgehen, erklärte Morerod der «Rundschau». Die Polizei und den für kirchenrechtliche Untersuchung zuständige Anwalt seien über «diese neuen Fakten» informiert worden.

Für den beschuldigten Pfarrer gilt die Unschuldsvermutung.