Zukunftsforscherin: Wie Corona die Gesellschaft verändert
Eine Zukunftsforscherin hat prognostiziert, wie die Welt nach Corona aussehen wird. Sie ist überzeugt, dass etwa eine Impfpflicht früher oder später kommt.
Das Wichtigste in Kürze
- Eine Zukunftsforscherin sagt, dass es nie wieder sein wird, wie es einmal war.
- Ohne triftige Richtungsänderung werde eine Pandemie nach der anderen kommen.
- Auch Maskentragpflicht und eine künftige Impfpflicht werden nicht mehr verschwinden.
Nach der Corona-Krise wird nichts mehr sein, wie es einmal war. Das sagt die Zukunftsforscherin Regula Stämpfli. Um in diesem Jahrhundert nicht von einer Pandemie in die nächste zu schlittern, seien ökologische und soziale Handelssysteme dringend notwendig. Maskentragen, Homeoffice, raus aufs Land: Die Corona-Pandemie verändert nach Einschätzung der Historikerin und Politikwissenschaftlerin Regula Stämpfli das Verhalten von Teilen der Gesellschaft dauerhaft.
Zwar sei die Solidaritätswelle aus der Zeit des teilweisen Lockdowns im Frühjahr wieder verebbt, die Stimmung in der Bevölkerung «mies». Dies sagte sie gegenüber Keystone-SDA. Doch: «Wir müssen uns den Veränderungen stellen.»
Masken- und Impfpflicht wird nicht mehr verschwinden
Stämpfli ist überzeugt, dass Maskentragpflicht, flächendeckende Tests sowie früher oder später eine Impfpflicht kommen werden. Ein anderes Szenario könne sie sich nicht vorstellen.
Die einzige Hoffnung, das derzeitige Infektionsgeschehen in den Griff zu bekommen, ruht auf Impfstoffen. Deren Entwicklung wurde in den Jahrzehnten extrem vernachlässigt, wie auch Stämpfli ausführt. Investiert habe man viel mehr in Luxuskrankheiten – als Beispiel nennt sie Erektionsstörungen.
Doch die Pandemie habe Impfstoffforschung wieder lukrativ gemacht. Gerade mit den genbasierten Vakzinen liesse sich künftig viel Geld machen, was auch die Pharmaindustrie verändern werde.
Richtungsänderung ist noch möglich
Denn Expertinnen und Experten sind sich einig: Das 21. Jahrhundert wird von Pandemien geprägt sein, wie auch Stämpfli bereits vor fünf Jahren gewarnt hat. Verpflichte sich der Handel nicht zu ökologischen und sozialen Mindeststandarten, werde eine Pandemie nach der anderen über den Globus fegen. Noch seien aber Veränderungen mit Reformen anstatt mit Revolutionen möglich.
Geschlossene Cafés, abgesagte Umzüge und Kulturveranstaltungen liessen das einst vibrierende Stadtleben während der Corona-Krise verstummen. Die Zukunftsforscherin geht daher davon aus, dass sich die Gesellschaft wieder stärker zurück zu lokalen Strukturen entwickeln wird. «Städte werden immer mehr zu Dörfern umgebaut», sagte sie. Dabei gehe der Trend nicht unbedingt hin zu mehr Flächenverbrauch, sondern Richtung Tiny Houses in gemeinschaftlichen Wohnanlagen.
Trotz Landflucht geht Stämpfli davon aus, dass die Mieten in Städten ohne politischen Willen hoch bleiben werden. Investoren können es sich leisten, Häuser zerfallen zu lassen, wie sie als Beispiel die US-Städte Chicago und Detroit nennt. Doch: «Lassen wir die Städte zerfallen, zerfällt auch die Demokratie.»
Wunsch nach Flugreisen werde abnehmen
Eine weitere Veränderung betrifft die Mobilität: Die Zeit des ausschweifenden Reisens sei wohl vorüber. «Das Auto ist das Fortbewegungsmittel des letzten Jahrhunderts», sagte sie. Ebenso der Wunsch nach Flugreisen werde nie mehr so stark sein wie noch vor einem Jahr.
Um künftige Trends nicht zu verschlafen, plädiert die Zukunftsforscherin für eine höhere Sichtbarkeit von Frauen in Expertengremien und den Medien. Denn Frauen bringen gemäss Stämpfli eine ganz andere Sichtweise in Debatten. Etwa, wenn es um die Gewichtung von Care-Arbeit oder systemrelevanten Berufen gehe.