Was über Pflege älterer Menschen gesagt wird, ist ein Hohn
Stefan Glantschnig setzt sich mit einer Kampagne für die Würde und Achtung älterer Menschen ein. Ein Gastbeitrag.
Das Wichtigste in Kürze
- Stefan Glantschnig ist im Projektteam von «Karriere machen als Mensch».
- «Karriere machen als Mensch» ist eine Kampagne für die Fachkräfte der Langzeitpflege.
- Für Glantschnig sind Aussagen zur Pflege älterer Menschen während Corona, blanker Hohn.
Wir, das Projektteam von «Karriere machen als Mensch», der Kampagne für die Fachkräfte der Langzeitpflege sind gerade jetzt, während Corona, für eine sinnvolle öffentliche Diskussion immer zu haben.
Das ist blanker Hohn
Vieles, was momentan in der Gesellschaft und den Medien gegenüber älteren Menschen und deren Pflege diskutiert und ausgedrückt wird, ist blanker Hohn.
Diese Menschen, die in den Spitälern und in den Alters- und Pflegeheimen mit dem Tod kämpfen, sei es um diesen zu verhindern oder ihm nicht zu erliegen. Was die Pflege älterer und hochaltriger Menschen betrifft, entbehren diese Meinungen jeglichem Realitätsbezug.
Das ist kein Abbild der Gesamtgesellschaft. Sie widerspiegelt nicht die Einstellung der Tausenden medizinischen Fachkräfte, die ihre Erwerbstätigkeit darauf ausgerichtet haben, genau diese Bevölkerungsgruppe zu unterstützen und ihnen einen angenehmen letzten Lebensabschnitt zu bereiten.
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Für Würde und Achtung älterer Menschen
Wir setzen uns mit unserer Kampagne unter anderem für die Würde und Achtung älterer Menschen ein. Und das mitsamt ihren Lebensgeschichten, unter Berücksichtigung ihres Umfelds und immer mit dem Ziel, für sie eine lebenswerte Gegenwart zu schaffen.
Und dies ist auch die Haltung, die wir bei den Fachkräften der Langzeitpflege täglich erleben.
Kern des Problems ist Mangel an Solidarität
Es wird davon geredet, wie unsäglich es ist, dass man zum Schutz älterer Menschen die Geschäfte schliesst und gewisse Branchen benachteiligt. Gleichzeitig wird gefordert, dass wir diese Menschen in Hotels abschotten?
Betreut werden würden die älteren Leute natürlich vom Pflegepersonal. Also von dieser Berufsgruppe, die nun seit einem Jahr Mehrfachschichten leistet, damit das Gesundheitssystem nicht komplett kollabiert? Und die darüber hinaus von einem akuten Fachkräftemangel betroffen ist? Dort liegt der Kern des Problems, der wenig mit Solidarität zu tun hat.
Frühzeitige Rahmenbedingungen verpasst
Wir haben es als Gesamtgesellschaft verpasst, uns frühzeitig für bessere Rahmenbedingungen einzusetzen. Das würde ja etwas kosten.
Die Fachpersonen der Langzeitpflege durchlaufen spezifische, langjährige Bildungswege. Nur so lässt sich die hohle Qualität der Pflege sicherstellen. Beispielsweise das Handling dieser Pandemie, für das wir höchsten Respekt haben sollten.
Genau deshalb lässt sich die Herausforderung auch nicht kurzfristig mit sonderbaren Vorschlägen wie corona-reduit.ch oder Massnahmen lösen. Es ist eine Frage der Ressourcen.
Unser Versäumnis als Gesellschaft nun in Fragen umzumünzen, wer überleben darf und wer nicht, wer diese Konsequenzen zu tragen hat und wer nicht, ist anmassend und entbehrt jeglicher Empathie.